Auf „1 Above Minus Underground“ sind abgesehen von einem Instrumental in jedem der neun Lieder Feature-Parts, die die harschen Beats mit textlicher Bedeutung versehen. Auf seinem Debüt „Messing“ verließ sich der österreichische Schlagzeuger Lukas König noch weit mehr auf die treibende Kraft seines Instruments oder vielmehr nur auf einen einzigen Bestandteil davon: auf das Becken. Er nutzt vielseitige Aufnahmetechniken und macht sich die klanglichen Möglichkeiten des Raumes zunutze, um dieser Reduktion eine gehörige Vielseitigkeit abzuringen. Nik Hummer ist für Aufnahme und Mixing verantwortlich und darüber hinaus mit einem Modular-Synthesizer, der für eine noisige Grundierung sorgt und die tiefen Bässe beisteuert, auf dem Album dauernd präsent. „1 Above Minus Underground“ ist eine rigorose Abhandlung über die Innovationskraft des HipHop, die unlängst auf dem renommierten Donaufestival in Krems zur Aufführung kam. Die Gäste steuern vielseitigen Rap bei. DÄLEK sorgt eigentlich immer für Freudentänze, so gnadenlos experimentell ist dieser HipHop-Entwurf. MOOR MOTHER ist allgegenwärtig und trotz des schleppenden Tempos enorm virtuos. Allein, dass Coco Béchamel keinen Nachfolger zum textlich und grammatikalisch völlig frei drehenden „Sesselleiste“ beisteuert, ist schade.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Henrik Beeke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Henrik Beeke