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KNARF RELLÖM ARKESTRA

Kritik der Leistungsgesellschaft

Die wievielte Rellöm-Platte ist das eigentlich? Egal. Fest steht, dass Mr. Knarf Rellöm einer der zuverlässigsten Lieferanten im Bereich Smarte Deutschsprachige Popmusik ist (SmarDsPop somit als Genre eingeführt). „Kritik der Leistungsgesellschaft“ ist nicht nur ein wunderbarer Titel. Rellöm fährt hier ein große Bandbreite an tanzbaren Sounds auf, die er mit gewitzten Texten kombiniert. Soundmäßig verweist das meiste auf den Bereich cooler Disco-Funk/SciFi-Synthie-Fun ab. Nicht zuletzt der Bandname ist eine Referenz auf das legendäre Ensemble von Afrofuturisten-Master Sun Ra. Darüber hinaus kann hier auf all die intelligenten Pop-Helden der Achtziger wie POP GROUP, SCRITTI POLITTI oder auch KRAFTWERK verwiesen werden. Musik, die damals nicht dein local Jugendzentrum, dafür aber die Clubs in den Großstädten dieses Planeten zum Beben gebracht hat. Dazu wird es textlich inzwischen sehr politisch: funky Anti-AfD-Song hier (quasi „Tanz den Mussolini“ fürs 21. Jahrhundert), tanzbarer Protestsong gegen den Mietenwahnsinn da und dann geht es schon weiter mit einem lustigen Hörspieltrack über die Dramen einer Band auf Tour. Immer wieder macht Käpt’n Knarf sich auf akustische Reisen in weit entfernte Gefilde, in denen sich Raum, Zeit, Utopien, philosophische Fragen zu einer Soundfläche vereinen, die mit langen Reisen durchs All, den unglaublichen Dimensionen des Universums und einem besseren Leben für alle assoziiert werden dürfen. „Kritik der Leistungsgesellschaft“ würde gut in eine Reihe zu diversen Staatsakt-Releases wie zum Beispiel die der TÜREN oder das Solowerk von Maurice Summen passen, ist sie doch ebenso unterhaltsam und intelligent.