KING KHAN & THE SHRINES

Idle No More

Sechs Jahre lang gab es nur wenige Lebenszeichen von Arish Ahmad Khan alias Blacksnake alias King „Bama Lama“ Khan, dem R&B-Kaiser. Das hatte persönliche Gründe: es galt drei Todesfälle unter guten Freunden (darunter auch Jay Reatard) zu verkraften, zudem ging, so munkelt man, die langjährige Musikerfreundschaft mit Mark „BBQ“ Sultan in die Brüche.

Es folgten Klinikaufenthalte, Rückzug, Besinnung auf das Wesentliche. Khan jedoch geht gestärkt aus der Krise hervor, und mit „Idle No More“ liefern der Indo-Kanadier und seine neunköpfige deutsch-französische Backing-Band ihr stärkstes und konsistentestes Werk ab.

Khan, geboren in Montreal, spielt seit beinahe zwanzig Jahren Sixtes/Garage/Soul-Musik, begann damit 1995, als er mit Mark Sultan die SPACESHITS gründete. Vier Jahre zupfte Khan dort die Basssaiten, entschied sich aber nach der 99er-Europatour, in Deutschland zu bleiben.

Die SPACESHITS lösten sich auf, Khan alias Blacksnake zog nach Kassel und gründete dort die SHRINES, ein zehnköpfiges Ensemble, dem Soul mit psychedelischen Einschlägen und garagigen Untertönen verschrieben.

Eine furiose Bläsersektion sowie eine charmante Gogotänzerin, dazu noch Khans wilde Bühnenoutfits machten seit jeher den unwiderstehlichen Zauber einer King Khan-Show aus. Seit 1999 veröffentlichte die Band eine Reihe von Langspielplatten, darunter die grandiose „Three Hairs And You’re Mine“, die 2004er „Mr.

Supernatural“ mit funkigem Einschlag, eine Split-LP mit den DITRBOMBS und schließlich, als vorerst letzter Streich, „What Is?“, 2007 auf Hazelwood erschienen. Nach einer Single 2012 ist nun Anfang September das sechste „richtige“ Album der Band auf Merge Records erschienen.

Man kann Khan nur zustimmen, wenn er in den Linernotes jubelt: „,Idle No More‘ ist wahrscheinlich unser feinstes Album.“ Das Niveau liegt tatsächlich enorm hoch, es handelt sich, obwohl stilistisch durchaus verschieden, um eine Produktion wie aus einem Guss.

Jeder einzelne der zwölf Songs übt eine unglaubliche Faszination aus, keine Nummer schwächelt. Das Songwriting begeistert ebenfalls, genau wie die absolut perfekte Produktion, exakt die richtige Balance zwischen spectorianischem Pomp, dem bürstigen Soul alter Stax-Aufnahmen und sogar psychedelischem Paisley-Pop der Mittsechziger-ROLLING STONES.

Der Opener „Born to die“ eröffnet die Platte mit indisch angehauchten Pseudo-Sitar-Sounds, begibt sich dann ins Fahrwasser von Garagepsych-Bands wie den ELECTRIC PRUNES. „Bite my tongue“ und „Better luck next time“ zitieren die Stones und die Psychedelic-Soul-Pioniere CHAMBERES BROTHERS.

Neben den obligatorischen Bläsersätzen zieren auch feine Streicherpassagen den einen oder anderen Song. Besonders gut gelingt das bei „Thorn in her pride“, das beinahe schon Northern-Soul-Flair vermittelt.

Zu den intensivsten Nummern der Platte gehören wohl die zwei Balladen. „Darkness“ steht Seite an Seite mit James Browns „It’s a man’s man’s world“, und „Pray for Lil“, ein Duett mit Jena Roke, wäre auch auf einer Otis-Redding-Platte nicht fehl am Platz und rührt schlicht zu Tränen.