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KAPUTT IN DER CITY

Charles Bukowski, Matthias Schultheiss

Der 1994 verstorbene Charles Bukowski war der Mann der lakonischen, autobiografisch geprägten Kurzgeschichten. „Gedichte, die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang“ – Gedichte und Geschichten könnte man hier austauschen. Und so wie dieser Titel fühlen sich fast all seine Stories an. Ein Mann, fast ganz unten, aber mit Reststolz, schlägt sich durch im Amerika der 1950er und 1960er. Stories ohne Anfang und Ende und Höhepunkte und dadurch so verzweifelt, einst kongenial ins Deutsche übersetzt von Carl Weissner. Matthias Schultheiss hat Bukowski verstanden. Er hat dessen Stories aus „Kaputt in der City“ von 1985 skelettiert, einen Teil der Worte durch Bilder ersetzt und es verstanden, sich mit den USA jener Zeit so genau auseinanderzusetzen, dass die Häuser, Menschen, Autos dem düsteren Setting von Bukowski bestens entsprechen. Schultheiss hat für diesen Band sein Kopfkino angeworfen, nimmt uns mit, und ich ertappe mich dabei, dass die düsteren Zeichnungen der Gossenwelt, in der sich Bukowskis Ich-Erzähler herumtreibt, genau so aussehen, wie ich die Szenen immer vor meinem inneren Auge gesehen habe. Der Dreck, der Schmutz, die verranzten Hotelzimmer, die Scheissjobs auf dem Bau und im Schlachthof, die miesen Kneipen mit kaputten Besoffkis an der Theke, die Nutten, die verquollenen Gesichter – jede filmische Umsetzung würde daran scheitern, würde zu clean wirken. Das Medium Comic spielt hier seine Stärken aus, erschafft Szenerien zwischen Realität und Fiktion, spitzt so zu wie es auch Bukowski mit seinem trockenen Erzählstil und pointierten Beschreibungen vermochte. Kommt da noch mehr Bukowski von Schultheiss? Ich hätte nichts dagegen.