Mit dieser Platte verbinde ich zwiespältige Gefühle: Zum einen ist sie ein Hinweis darauf, dass die Zeit der Regentschaft von Schottlands Beat-Majestäten, den famosen KAISERS, nun endgültig vorbei ist.
Zum anderen aber bedeutet "Transatlantic Dynamite", dass George Miller die Regentschaft mit einem neuen Herrschergeschlecht, den HI-RISERS aus Rochester, New Jersey fortsetzt. Und dabei ist Kontinuität gefragt.
Es gibt hier wie auch bei den KAISERS die denkbar hochkarätigsten Kronjuwelen zu präsentieren, das sind in diesem Fall 14 Beat-Songs der absoluten Extraklasse. Wäre diese Platte im Sommer 1964 veröffentlicht worden, so hätte sie vermutlich Massenhysterie, kreischende Teenagerhorden und weltweite Nummer-Eins-Hits bedeutet.
Gut vierzig Jahre später erfreuen sich wahrscheinlich nur sehr wenige Teenager an diesem Sound, aber die sind ja größtenteils ungebildet und wissen nicht wirklich die Freuden zu schätzen, die schmissige Twister wie "Shake in the middle", "I like you" oder "Fine and dandy" bereiten.
Die Songs sind wild, aber nie ruppig, und sie zeigen das Songwriter-Genie Kaiser Georges in absoluter Höchstform. Mal orientiert man sich an den frühen HOLLIES, DAVE CLARK FIVE, GERRY AND THE PACEMAKERS und anderen Truppen, die 1964 die Speerspitze der britischen Invasion der US-Hitparaden darstellten.
Die HI-RISERS sind dabei unglaublich begabte Vasallen, die dem Kaiser-Sound eine gewisse Yankee-Würze verleihen. "John Lennon meets THE CRICKETS" fabuliert es in den Linernotes, und das trifft es schon recht gut.
Mit einer handvoll eigenen Kompositionen hält Hi-Riser Greg Townson das Niveau, das die sensationellen Miller-Songs aufweisen, und in den Kooperationen (zum Beispiel "Little Devil") kommt der amerikanische Einschlag ganz dezent zur Geltung.
Eine klitzekleine Country-Tendenz ist schon festzustellen, aber niemals wirklich dick aufgetragen. Ein großes Lob auch an die megaprofessionelle Hi-End-Produktion aus den Saxon-Studios in New Jersey, ganz im Stil der hervorragenden früheren Toe-Rag-Aufnahmen.
Das einzige, was ich hier vermisse, sind ein bis zwei Instrumentals, denn sie gehörten immer zu den höchsten kaiserlichen Tugenden. Dennoch kann für dieses Album ohne Bedenken die Höchstwertung ausgesprochen werden.
Kauft es oder sterbt dumm! (10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Gereon Helmer