KAFKA

David Zane Mairowitz, Robert Crumb

Ende der 1960er-Jahre begann der politisch umtriebige mexikanische Cartoonist Rius Sachcomics zu zeichnen. Zwar sorgte sein erstes Buch „Cuba para Principiantes”, eine humorvolle Comic-Aufarbeitung kubanischer Geschichte, auch in der englischen Übersetzung nur für müdes Lächeln, als er aber zu Beginn der 1970er-Jahre „Marx para Principiantes“ herausbrachte, wurde der Titel bald in zwölf Sprachen übersetzt und avancierte schnell zu einem echten Verkaufsschlager.

Die Introducing-Reihe „für Anfänger“ war geboren und erfreute sich als bebilderter Einstieg in komplexere Themenfelder nicht nur in den USA großer Beliebtheit. Auch die Originalausgabe von „Kafka“ war ursprünglich Teil dieser Reihe.

Und im Gegensatz zu den Bildchen vieler anderer Introducing-Titel gelingt es Crumb wirklich außergewöhnlich gut, die Stimmung des Themas grafisch einzufangen ohne den Inhalt aus den Augen zu verlieren.

Auch wenn man Kafka nicht mag lohnt die Lektüre dieses Buches schon allein aus diesem Grund. Kafka und Crumb, feingestrichelte düster-abstoßende Zeichnungen und ein wenig Obszönität, das passt.

Biografische Teile und Hintergrundinformationen, in denen Crumbs Bilder rein illustrativen Zwecken dienen, knüpfen nahtlos an in Comicstrips umgewandelte Ausschnitte aus Kafkas Romanen und Erzählungen, u.a.

„Die Verwandlung“, „Der Bau“, die unvollendeten Romane „Der Prozess“, „Das Schloss“ und – das konnte sich Mairowitz als US-Amerikaner nicht verkneifen – des eigentlich von Max Brod nach Kafkas Tod zusammengestückelte „Amerika“, an.

Reprodukt hat jetzt die Chance ergriffen und eine neubearbeitete Auflage der 1995 bei Zweitausendeins erschienenen deutschen Erstausgabe herausgebracht. Ein angehender Klassiker.