Es wäre vermessen, zu behaupten, „Justified“ sei die beste TV-Serie aller Zeiten, denn im Vergleich zu „Breaking Bad“, als momentaner Referenz, erscheint das Ganze wie eine dieser allzu bekannten Cop-Serien.
Zumal es bis zur achten Folge dauert, in der Deputy U.S. Marshal Raylan Givens (Timothy Olyphant) zum unkonventionellen Vermittler in einem Geiseldrama wird, bis die Serie ihre Episodenhaftigkeit überwindet und sich langsam ein etwas komplexeres Handlungsgefüge entwickelt, das sich immer weiter verdichten und steigern kann.
Das ist anfangs schon alleine deshalb enttäuschend, weil hier mit Elmore Leonard jemand beteiligt ist, der mit seiner pulpigen Western- und Krimi-Literatur seit den Fünfzigern ein wichtiger Impulsgeber für die amerikanische Film- und Fernsehlandschaft ist, darunter Filme wie „Get Shorty“, „Out Of Sight“, „3:10 To Yuma“ oder „Jackie Brown“.
In diesem Fall lagen der Serie zwei Bücher Leonards zugrunde, neben der Kurzgeschichte „Fire In The Hole“. Im Mittelpunkt steht dabei besagter U.S. Marshal Raylan Givens, der nach einer Schießerei mit einem Gangster in Miami in seine alte Heimat Lexington, Kentucky strafversetzt wird, wo er sich mit allerlei kriminellem Hillbilly-Pack herumschlagen muss, unter anderem auch mit seinem eigenen Vater.
Olyphant verkörpert Givens dabei lustvoll und ironisch als Wiederkehr von Dirty Harry, ein „Urban Cowboy“ mit locker sitzendem Colt und noch wesentlich lockereren Sprüchen, der mit dem Kriminellen Boyd Crowder noch einen interessanten Gegenspieler besitzt.
Am Ende der ersten Staffel dieses gelungenen Gegenwartswesterns ist definitiv hohes Suchtpotential zu verzeichnen. Bemängeln muss man leider mal wieder eine platte deutsche Synchro, die der Atmosphäre der Serie nicht gerade dienlich ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #102 Juni/Juli 2012 und Thomas Kerpen