Die inzwischen in London ansässige Schwedin Josefin Öhrn ist für mich aktuell die ungekrönte Königin des gepflegten Krautpop. Auf dem dritten Album „Sacred Dreams“ von JOSEFIN ÖHRN + THE LIBERATION treffen STEREOLAB auf VELVET UNDERGROUND und Giorgio Moroder, Disco auf Artrock und Sixties-Pop, oft angetrieben von NEU!-artigen motorischen Beats und unterlegt mit schönen analogen Synthie-Sounds.
Der Song „Hey little boy“ ist dann eine deutliche Verbeugung vor dem Songwriting Lou Reeds, umgesetzt mit den Mitteln von THE JESUS AND MARY CHAIN und SPACEMEN 3, während „I can feel it“ gleich zu Beginn verdammt nah am von Moroder produzierten Donna-Summer-Hit „I feel love“ dran ist, eine Pionierleistung der elektronischen Tanzmusik der Siebziger.
Zu den repetitiven Loop-Strukturen der meisten Songs haucht Frau Öhrn als fleischgewordene Mensch-Maschine auf fast schon etwas zu emotionslose Weise ihre Vocals ins Mikro und erinnert dabei auch ein wenig an Hope Sandoval von MAZZY STAR.
Zitiert wird auf „Sacred Dreams“ reichlich, aber wie JOSEFIN ÖHRN + THE LIBERATION daraus dann wieder eigenständige Songs basteln, zeigt, dass Schweden in Sachen smarter und eigenwilliger Popmusik mehr als nur ABBA zu bieten hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #129 Dezember16/Januar17 2016 und Anke Kalau
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #145 August/September 2019 und Thomas Kerpen