JONG’R

Wochen, bevor ich die DVD endlich in die Finger bekam, kursierten erste euphorische Erzählungen von Previewbesuchern, die die Rohschnittfassung des kleinen Films gesehen hatten, mit denen NORMAHL sich zum 30.

Bandjubiläum (das man genau genommen so eigentlich nicht feiern dürfte, wenn man sich zwischenzeitlich aufgelöst hatte) selber beschenken. Keiner der sonst üblichen Tour- oder Band-Historienfilme, sondern ein kleiner, runder und erstaunlich gut gemachter knapp 60-minütiger Film wurde gedreht, mit richtiger Handlung, wirklich witzigen Dialogen in breitestem Schwäbisch in kongenialer Untertitelübersetzung, bei denen die aktuellen Mitglieder der Band die ältere Generation aus den Achtzigern spielt. Wer wie ich aus dem süddeutschen Raum kommt und NORMAHL seinerzeit so oft wie keine andere Band damals gesehen hat, bei dem schwingt nicht nur ein bisschen Nostalgie mit, weil er vieles von dem, was im Film dargestellt wird, am eigenen Leib erfahren hat.

Hier trifft die Second-Hand-Punkwelt noch einmal auf kleinbürgerliches Dorfleben, das Jahre hinter dem Kalender lebt. Alle sind dabei: die Mopedprolls, die gescheiterten Dorfpolizisten (bei denen Haschisch selbstverständlich gespritzt wurde) und der Stammtisch (grandiose Kameraführung!).

Die schauspielerische Leistung ist durchweg gut bis sehr professionell, und die Erkenntnis, dass Gotthilf Fischer sich wieder einmal für keinen Scheiß zu schade ist, ist ebenso erhellend wie die animierten Sequenzen, mit denen große Kulissen und Setbauten eingespart wurden.

Dazu gibt es einen Soundtrack, der selbstverständlich komplett von NORMAHL eingespielt wurde. Musikalisch setzen die Winnender 2010 zwar keine großen Impulse mehr, aber sie verwalten ihr eigenes Erbe gekonnt.

So gibt es einige Neuaufnahmen alter Stücke, ein paar Coverversionen wie „Claudia“ von den LENNONS oder „Holidays in the sun“ der Pistols, Neues neben bekanntem Material aus fast allen Schaffensperioden.

Als Bonus gibt es dann das obligatorische Bandfeature, das in Interviewform die Bandgeschichte und ein paar Geschichten aus dem Nähkästchen erzählt. Für Nachwuchspunks sicher essentielle Kost, für die älteren Herrschaften, die das Vergnügen mit der Band auf der einen oder anderen Dorfveranstaltung hatten, ebenso.

Der Film macht richtig Spaß.