JOHNNY MAD DOG

Als Regisseur hat Mathieu Kassovitz in den letzten Jahren hauptsächlich Grütze fabriziert, hier war er zumindest als Produzent an einem guten Film beteiligt. Und zwar am ersten Spielfilm von Jean-Stéphane Sauvaire, der 2004 eine Dokumentation über den Drogenkrieg in Kolumbien gedreht hatte.

Dieses Bemühen um Realismus merkt man auch JOHNNY MAD DOG an. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Emmanuel Dongala, geht es in dem Film um das Thema Kindersoldaten, die man früh von ihren Familien trennt und die das Kriegshandwerk erlernen, bevor sie ein echtes Verhältnis zu moralisch verantwortlichem Handeln entwickeln können.

Der Schauplatz ist dabei Liberias Hauptstadt Monrovia kurz vor dem Ende des dort wütenden 14-jährigen Bürgerkriegs, wo der 15-jährige Johnny mit seinen Gefolgsleuten unter der Zivilbevölkerung durch Mord und Vergewaltigung für Angst und Schrecken sorgt.

Durch die Ausklammerung eines näher skizzierten politischen wie historischen Hintergrunds liegt der Fokus von Jean-Stéphane Sauvaire weniger auf einer tiefschürfenden Analyse dieses obszönen Phänomens als auf einer möglichst schonungslosen Darstellung des skrupellosen Tuns dieser mit Drogen zugedröhnten Kinder.

Bei denen hat man oft das Gefühl, dass ihnen jede Form von Menschlichkeit abhanden gekommen ist, und die zum großen Teil tatsächlich von ehemaligen Kindersoldaten gespielt werden. Insofern lebt JOHNNY MAD DOG vor allem von dem für den Zuschauer gut spürbaren Gefühl der unterschwelligen, permanenten Gewaltbereitschaft, die sich jederzeit in erschreckender Form entladen kann.

Ein neuer CITY OF GOD ist Sauvaires mit seinem Film sicherlich nicht gelungen, dafür fehlen ihm echte, zur Identifikation einladende Charaktere, aber für schmerzhaft intensive 90 Minuten ist hier auf jeden Fall gesorgt.