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JOE MEEK

I Hear A New World

Ein eigensinniges Projekt feiert diesen Winter sein sechzigstes Jubiläum. Unter dem Titel „I Hear A New World“ spielte Joe Meek zusammen mit den BLUE MEN einen Songzyklus ein, um die Möglichkeiten der neuen Stereo-Technologie auszuloten.

Dabei konnte Meek zwei Steckenpferde verbinden: die Obsession für neue elektronische Spielereien sowie seine esoterische Ader. Ganz im Sinne der heutigen Aluhüte glaubte Meek, dass der Mond bewohnt sei, natürlich vor allem auf der Innenseite der hohlen Kugel.

So schuf er eine wüste Rahmenhandlung um die Völker auf dem Trabanten, vertont mit musikalischen Fragmenten, von denen bestenfalls zwei als „Song“ durchgehen; dies sind im weitesten Sinne Exotica-Klänge from Outer Space.

Der Rest besteht aus atonalem und strukturlosem Gewaber zu Chipmunks-Vocals, unverdauliche Kost, völlig im DIY-Ethos mit selbstentwickelten Effekten aufgenommen. Zum Jahrestag hat Él Records eine erweiterte Fassung aufgelegt, die sowohl das lange verschollene „originale“ Album sowie die 91er-Rekonstruktion enthält.

Zudem gibt es zwei Bonus-Discs, die das Werk in den Kontext von Pionieren der elektronischen Musik setzen. Enthalten sind große Namen wie Varèse, Stockhausen, Piere Henry, der BBC Electrophonic Workshop (mit Delia Derbyshire).

Auch hier gibt es weitgehend strukturloses Gezirpe, und nun wird es interessant: Obwohl „IHANW“ nahezu völlig unter Ausschluss der Öffentlichkeit veröffentlicht wurde, kommen die Stars in Unkenntnis von Meeks Opus zu verblüffend ähnlichen Resultaten ihrer Soundexperimente, was wiederum zeigt, wie sehr Meek mit seinen wahnwitzigen Ideen seiner Zeit voraus war.