JESUS SKINS / JEWDRIVER

Split CD/LP

Tjaja, die bürgerlichen Medien, die haben schon immer ein scharfes Auge auf unsere Szene gehabt und so entging ihnen auch nicht ein wirklich heißes Phänomen, das anno 2000 entsprechend viel Aufmerksamkeit erfuhr: christliche Skinheads.

Kaum zu glauben, aber wahr, und wer anfangs noch dem ketzerischen Irrglauben aufgesessen war, es könnte sich hierbei um einen begnadet durchgezogenen Fake und eine Verarsche auf Jesus-Freaks und andere alberne Jugendgruppen handeln, der musste sich bald eines besseren belehren lassen.

Denn die JESUS SKINS nehmen ihre Mission ernst, sie, die wissen Glatzenehre mit dem Lobpreisen unseres Herrn zu verbinden - unvergessen ihr Slogan "77 heißt Grüß Gott, 88 Nazischrott". Und nun also haben die Hamburger Gottesglatzen eine neue Scheibe raus, angesichts deren Erhabenheit auch das notorisch antiklerikale Blatt Ox demütig auf die Knie sinken muss.

Sowieso wird hier im Hause seit kurzem verstärkt darüber nachgedacht, vielleicht mal die harte, ablehnende Haltung gegenüber Christen zu überdenken, denn schließlich haben ja auch die Indios in Südamerika den Spaniern irgendwann die beinahe völlige Ausrottung ihrer Völker verziehen - mein Gott, so ein Genozid kann doch mal passieren, da kann man doch nicht ewig nachtragend sein! - und sich deren Glauben angeschlossen.

Ein Anfang ist ja auch schon gemacht mit der Hinzunahme der christlichen Garage-Punks THE KNIGHTS OF THE NEW CRUSADE zur aktuellen Ox-CD. Wie auch immer, wir waren jedenfalls stolz, als wir noch vor Weihnachten einen Fisch-Aufkleber an unserem Firmenwagen angebracht haben, und die 77 war ja schon vorher Teil unserer Autonummer, die da lautet "OX 77".

Doch zurück zu dieser Split-CD, deren zweite Band JEWDRIVER aus Kalifornien ist, eine jüdische Skinhead-Band, und da kann man mal sehen, was für edle Menschen diese JESUS SKINS sind, denn die haben doch echt eine Split-Platte mit Angehörigen einer Religion gemacht - den Juden - gegen die nicht wenige Christen das Vorurteil der "Jesus-Mörder" hegen.

Die JESUS SKINS haben mittlerweile sogar in der Hamburger Polit-Punkszene missioniert und Leute wie Dirk, der ja einst mit seiner Band SLIME böse gegen den christlichen Glauben wetterte, dazu bewegen können zu widerrufen, oder Ille von den EMILS, der einst "Kirche nein" singt und heute doch Gott lobpreist - in "Für immer Christ", eine Umarbeitung des GOLDENE ZITRONEN-Klassikers "Für immer Punk".

Hallelujah, möchte man da jauchzen! Wenn es für all die armen Agnostiker und Atheisten eines Gottesbeweises bedurfte, dann ist der hiermit ja wohl erbracht: wenn selbst räudiges Gesindel wie Punks zurück in die Schafherde findet, muss es ja wohl einen Gott geben.

Gut auch die anderen Lieder wie "Kein Sex vor der Ehe", "A.C.A.B. (Alles Christen, alle breit)" oder "Kirche ja!". Schön! Auch schön, was JEWDRIVER machen, die sich der Verwurstung der Songs der albernen britischen Nazi-Kasper SKREWDRIVER widmen.

Deren Sänger Ian Stuart war ja bekanntlich zu blöd zum Autofahren, hatte das Rechts-Sein mit dem Rechtsfahrgebot verwechselt und sich und der Welt mittels eines Baumes noch schlimmere Musik erspart.

Ian Stuartstein heißt der Sänger von JEWDRIVER in Erinnerung an das tote englische Nazischwein, und auch wenn das vielleicht keine gute Voraussetzung für eine Jugendzentrums-Tour durch Ostdeutschland ist, so gehen die Kalifornier doch schon seit 1994 wacker ihren Weg.

Allerdings sind ihre Aufnahmen hier doch etwas weniger gelenk als die der deutschen Kollegen, es holpert und rumpelt, aber ganz unterhaltsam ist ihr Teil der Split-CD allemal. Schön auch, dass sich im Booklet alle Texte zu den Songs finden, sowie reichlich Fotos.

Bleibt mir nur noch ein herzliches "Oi! Oi! Oi!" in die Welt zu grölen - und wir sehen uns in der Kirche. (28:07) (77)