Für seine Plattenfirma war Jerry Lee Lewis Anfang der Siebzigerjahre kaum Anlass zur Freude. Zwar füllte er große Hallen in USA und auch Europa, doch der künstlerische Output war bescheiden. Jerry Lee wechselte lust- und ideenlos zwischen Country und Gospel, nahm seine alten Hits wieder und wieder auf, das alles brachte weder Spaß noch Kohle.
Anders sah es dann aus, als Charlie Fach 1973 den zwielichtigen Huey Meaux mit Jerry Lee ins Studio steckte. Meaux, alter Hase im Geschäft, angelte Top-Sessionleute (nahezu die komplette Stax-Hausband BOOKER T.
& THE MG’s, zudem Carl Perkins und Elvis-Kumpel Tony Joe White und die Memphis Horns als Bläsersektion. Daraus resultierte „Southern Roots“, über das JLL sagte: „Meine letzte richtige Rock’n’Roll-Platte“.
Das Spektrum ist natürlich weit, Oldies wie „Blueberry Hill“, Country, Gospel, R&B und, dann wird’s richtig interessant, lupeneiner Stax-Soul. Zehn Songs aus der Session wurden veröffentlicht und floppten erneut grandios.
Aber so frisch klang Jerry Lee selten wieder. Die Session war für alle ein Heidenspaß, hier wird ausschließlich mit Herzblut gespielt. Neun weitere Songs, die für ein zweites „Roots“ geplant waren, haben die Bear-Family-Archivare aufgetan, zudem schier endlose Outtakes, alternative Fassungen und Studiogeplänkel, welche diese gewohnt liebevoll aufgemachte Doppel-CD abrunden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #103 August/September 2012 und Gereon Helmer