JEFF KLEIN

The Hustler CD

Wirklich wichtige Alben erhalten ihre Relevanz vor allem durch die gegenseitige Wechselwirkung mit dem tagespolitischen und gesellschaftlichen Ereignissen, werden erst in diesem Kontext zu Meilensteinen und verblassen für nachfolgende Generationen oftmals leicht, wenn dieser Kontext, dieses Epochengefühl nur noch schwer vermittelbar ist.

Zu einem unvergesslichen Meisterstück wird sich das Album von Jeff Klein sicherlich nicht entwickeln, das tagesaktuelle Geschehen aber verleiht "The Hustler" nachträglich eine unbestreitbare Tragik.

Aufgenommen in und beeinflusst von New Orleans, klingen einige Songs nun wie ein trauriger Nachruf auf die Stadt. "It's such a rich, diverse culture. Between music and food and religion, it makes the hair on your arms stand up when you're walking down the street.

You feel the electricity in the air. It just makes you feel more creative. And there's so much decadence: It's so frightening and so amazing and jaw dropping at the same time" verkündete Klein noch vor dem Hurrikan und nach den Aufnahmen in New Orleans.

Auf dem Cover rekelt er sich auf dem roten Ledersofa, Whiskey und Kippe in der Hand, weil seine unaufgeregte Stimme auch so klingt, darf er das. Der Anzug sitzt natürlich perfekt, auch musikalisch kann man einige Reminiszenzen an Nick Cave entdecken, mindestens genauso desillusioniert und whiskeygetränkt zieht sich Kleins Organ durch die Songs.

Manchmal geht es auch ganz ruhig zu, wie bei "All I want" und der Song sackt wie schwerer Zigarettenrauch aus den Boxen, viel besser hätten es die TINDERSTICKS auch nicht machen können. Nur dass dort nicht kurz darauf ein Lied wie "Pity" gefolgt wäre, minimalistische Elektrospuren und Beats, auf denen Jeff und Ani DiFranco ihre Stimmen tanzen lassen, Symbiosen eingehen.

Am 31. August, als New Orleans bereits zu 80% überflutet ist, verkündete Jeff Klein in seinem Onlineblog: "I hate feeling helpless to the city I love. To my friends. Insanity." Wie er sich fühlt, kann man nachvollziehen, wenn man sich das Album anhört, so als ob es eine nachträgliche Vertonung wäre.

Nur dass uns als Hörern dieses Album auch große Freude bereiten kann. (45:06) (8)