Portugal ist den meisten von uns maximal als Touristendestination ein Begriff, von der spannenden Subkulturszene, die schon in den Achtzigern einige interessante Hardcore-Bands hervorbrachte, bekommt man sprachbedingt eher in Brasilien oder wegen der geografischen Nähe im benachbarten Spanien etwas mit, in Deutschland aber kaum.
Wie schade das ist, bewies zuletzt THE LEGENDARY TIGERMAN, und auch das Debüt der 2013 von Bruno Sousa, Corinna Sousa und Emanuel Cunha gegründeten THE JAPANESE GIRL ist zu gut, um unbeachtet unterzugehen.
Dank der spanischen Gralshüter des guten Geschmacks, Munster Records aus Madrid, stehen die Chancen auf internationale Wahrnehmung aber gar nicht so schlecht – vor allem auch, weil der Sound der Band keinerlei Rückschlüsse auf die Herkunft der Band zulässt.
Neo-Psychedelic-Garage-Rock aus ... Austin, Texas, aus Brighton, UK, aus Kopenhagen? Nope, Porto. Mittels vielfältiger Instrumentierung (Orgel, Synthie, Bariton- und 12-String-Gitarre, Stylophone, Lapguitar, Schlagzeug sowie Drumcomputer plus einiges andere mehr) und Myriaden von Einflüssen schuf das Trio mit „Sonic-Shaped Life“ ein kaleidoskopbuntes Album, das sich sowohl auf blumige Sixties-Psychedelic wie auf fiesen Achtziger-Noise à la THE JESUS AND MARY CHAIN zu berufen scheint, aber auch SUICIDE (klar, Drumcomputer) und BRIAN JONESTOWN MASSACRE, MERCURY REV und SPACEMEN 3 scheinen durch.
Dabei sind THE JAPANESE GIRL über weite Strecken erstaunlich fröhlich und kaum mal düster und bedrückend. Eine spannende, vielfältige, unbedingt entdeckenswerte Band.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #124 Februar/März 2016 und Joachim Hiller