Wenn der charakteristische Frontmann einer charakteristischen Band wie GALLON DRUNK ein Soloalbum veröffentlicht, erwartet man in der Regel deren gut wiedererkennbaren Trademarksound, nur eben irgendwie anders.
Allerdings macht so eine Herangehensweise viele Solowerke recht fragwürdig, wenn sie sich nicht deutlich von der Hauptband abgrenzen. Dieser Problematik muss sich auch GALLON DRUNK-Sänger/Gitarrist/Organist James Johnston bewusst gewesen sein, als er „The Starless Room“ in Hamburg einspielte, begleitet von GALLON DRUNK-Schlagzeuger Ian White.
Zwar gab es bereits im langjährigen Schaffen von GALLON DRUNK Platten wie „Fire Music“, die die Band von einer eingängigeren, regelrecht poppigen Seite zeigten, auf „The Starless Room“ lässt Johnston allerdings vor allem den melancholischen Romantiker in sich zur Geltung kommen und schrammt dabei haarscharf am formvollendeten Kitsch vorbei.
Statt verzerrten Orgelklängen und ruppigem Garage-Blues gibt es massive Streicher-Arrangements, einen Backgroundchor und viel Piano. Auch gesanglich hat sich Johnston deutlich zurückgenommen und bewegt sich hier auf äußerst geschmackvolle Art zwischen Gospel, Kammerpop und Nick Cave-Balladen.
Ein vollwertiger Ersatz für ein GALLON DRUNK-Album ist „The Starless Room“ zwar nicht, aber die Handschrift von Johnston ist dabei dennoch immer unverkennbar.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #131 April/Mai 2017 und Thomas Kerpen