JABBERWOCKY

Jabberwocky LP/CD

Immer wenn der Joachim eine Platte veröffentlicht, braucht er zum Reviewen irgendein Arschloch, dass irgendwie nicht so richtig dazugehört, zur Ox-Familie - damit dann noch so ein Hauch von Objektivität besteht! Ich werde natürlich den Teufel tun, bevor ich gegen diese Platte auch nur ansatzweise ein böses Wort fallenlasse.

Im Gegenteil, ich werde die Scheibe jetzt über den grünen Klee loben, als wäre sie das tollste Ding, das je gepresst wurde, und damit dem Joachim ganz ganz tief reinkriechen in seine Verdaungsschläuche, bis ich ganz in ihm drin bin und - über und über mit vegetarischen Speiseresten besudelt - von innen in seiner Nase bohren kann.

Man weiß schließlich nie, was mir seine Dankbarkeit nochmal nutzen kann. Ich eigne mich aber auch aus einem anderen Grunde noch besonders gut als Besprecher dieser Platte - ich bin nämlich JABBERWOCKY-Experte! Vor fünf Jahren wurde ich zum ersten Mal auf diese Band aufmerksam, als sie mir eine ihre ersten Singles schickten.

Damals waren die Holländer noch eine lupenreine LoFi-Punk-Band, die sich damit brüstete, ihre Single mit einem Walkman aufgenommen zu haben. Diese Zeiten sind allerdings schon lange vorbei, so prägte Barny von Incognito beispielsweise den Begriff "MidFi" für ihre bei ihm erschienene zweite LP.

Obwohl eine prima Garagepunk-Platte, erzählte mir Edwin, Gitarrist und Songschreiber von JABBERWOCKY, seinerzeit allerdings, dass er mit deren Sound doch noch sehr unzufrieden war. Nun liegt also die dritte LP der niederländischen Bauarbeiter (oder waren sie Bauern!?) vor, und mit der ist der Edwin auch bestimmt zufrieden.

Wer JABBERWOCKY in letzter Zeit mal live gesehen hat, dem ist sicherlich aufgefallen, dass zu ihrem LAZY COWGIRLS-mäßigen Punkrock mittlerweile ein Schweinerockeinfluß der Marke AC/DC hinzugekommen ist.Überhaupt klingt die Platte schwer nach den 70er Jahren, was nicht zuletzt am Einsatz einer Hammond-Orgel liegt, auch eine Neuerung bei JABBERWOCKY.

Wenn die neue Platte also nun noch mehr rockt als die Vorgänger, so muß man aber gleichzeitig anmerken, dass auch ungewohnte Pop-Elemente auftauchen, und die Band manchmal (beispielsweise in dem grandiosen Opener "Hard To See You Go") ausgesprochen pop-punkartig daherkommt.

JABBERWOCKY sind also zwar wesentlich abwechslungsreicher als früher (Balladen gibt's auf der Platte auch noch!), sind aber - und das ist auch verdammt gut so! - immer noch eine Garagen-Punk'n'Roll-Band, bei der der eingängige Song im Vordergrund steht und nicht irgendwelche Effekte.

Sie sind schlicht besser geworden und wissen ihre Möglichkeiten optimal zu nutzen. So ist der Backgroundgesang, schon auf dem letzten Album exzessiv eingesetzt, dieses Mal perfekt in Szene gesetzt.

Apropos Gesang! Wenn man auch sagen muß, dass die Sängerkeule bei JABBERWOCKY auf der Bühne schon immer einen extrem schrulligen, wenngleich nicht ununterhaltsamen Tanzstil gepflegt hat, so muß man ihm doch attestieren, dass er das mit Singen drauf hat und eine absolut charakteristische, astreine, äh, "Röhre" hat.

So, nachdem jetzt nur noch meine Füße 'draussen hängen, beende ich's hier nun, indem ich zusammenfasse: beste JABBERWOCKY-Platte, und das Cover ist auch lustig! (Wenn mich jemand sucht, ich bin im Joachim!)