Bei der Oscarverleihung 2024 konnte Christopher Nolans Historienfilm „Oppenheimer“ über die Lebensgeschichte von J. Robert Oppenheimer (von seinen Kollegen oft Oppie genannt), dem „Vater der Atombombe“, ordentlich abräumen und erhielt sieben Auszeichnungen. Nicht zu unrecht, denn Nolans dreistündiges, nonlinear erzähltes und visuell beeindruckendes Biopic macht die moralische Widersprüchlichkeit dieser Figur greifbar, die im Glauben an den friedensstiftenden Aspekt ihrer wissenschaftlichen Arbeit mitverantwortlich war an einem der größten Kriegsverbrechen der Menschheitsgeschichte, dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki 1945. Später wurde der immer mehr als Störenfried angesehene Wissenschaftler als Kommunist abgestempelt, um ihn kaltzustellen, weil er den weiteren Einsatz von Nuklearwaffen verurteilte. Bereits 1980 entstand die exzellente siebenteilige, von der BBC produzierte Fernsehserie „J. Robert Oppenheimer – Atomphysiker“ („Oppenheimer“), die im Gegensatz zu Nolans Film den entscheidenden Vorteil hat, durch eine doppelt so lange Spielzeit Oppies Rolle als Leiter des Waffenlabors des Manhattan-Projekts während des Krieges wesentlich ausführlicher schildern zu können. Oppie (gespielt von Sam Waterston, der im selben Jahr auch in Michael Ciminos „Heaven’s Gate“ zu sehen war) stand dabei unter ständiger Überwachung durch die US-Regierung aufgrund seiner früheren Verbindungen zu Kommunisten, was in der Serie wesentlich besser thematisiert wird als in Nolans Film, was auch für die Arbeit an der Atombombe in einer speziell eingerichteten, abgelegenen Forschungseinrichtung in der Wüste von New Mexico gilt. Diese inhaltlich immer noch extrem spannende Serie wurde jetzt als DVD neu aufgelegt und besitzt wie so viele TV-Serien aus dieser Zeit leider eine eher bescheidene Bildqualität.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Thomas Kerpen