IRREVERSIBEL

Mit nur drei Filmen hat sich der in Argentinien geborene, französische Filmemacher Gaspar Noé in meinen Augen als penetranter Blender entlarvt, der mit entfesselter Kamera und experimenteller Musik die Gehaltlosigkeit seiner Geschichten zu kaschieren versuchte.

Hatte man 1998 bei SEUL CONTRE TOUS (hierzulande unter dem Titel MENSCHENFEIND veröffentlicht) noch das Gefühl, Noé hätte tatsächlich etwas über die Abgründe menschlicher Befindlichkeit zu sagen, dürfte nach dem überlangen ENTER THE VOID, seinem aktuellen Film, klar sein, dass manche Pornos mehr zu sagen haben, als die Werke des Franzosen.

Ein Genre, mit dem Noé seit Beginn seiner Karriere kokettiert hat und dessen Ästhetik er bei der Darstellung seiner vermeintlich provokanten Sexszenen übernahm, natürlich versehen mit einem ehrwürdigen Kunstanspruch.

Bei IRREVERSIBEL, seinem jetzt von Alamode auf DVD neu aufgelegten Werk von 2002, stand im Mittelpunkt dann auch eine quälend lange, brutale Vergewaltigung, die den Anschein machen sollte, in einer Einstellung gedreht worden zu sein, aber die natürlich kräftig digital nachbearbeitet wurde.

Neben einer anderen Szene direkt zu Beginn, in der in einem völlig lachhaften Schwulen-S&M-Club (beschwere sich noch mal jemand über 8MM) einem Mann der Kopf mit einem Feuerlöscher zu Matsch gekloppt wird, der Grund für den kontroversen Charakter des hohlen, ähnlich wie MEMENTO erzählerisch auf den Kopf gestellten Rache-Films, dem Noé über diese krasse Schockästhetik hinaus aber keine ernstzunehmende Geschichte oder zur Identifikation einladenden Charaktere gegenüberstellen konnte. IRREVERSIBEL sollte sein Publikum verstören, und das tut er immer noch äußerst erfolgreich, vor allem das weibliche, was aber leider nichts an der unerfreulichen, ärgerlichen Banalität des Ganzen ändert.