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INTERVIEW

Wir erinnern uns, Theo van Gogh war der umstrittene holländische Filmemacher, der im November 2004 auf einer Straße in Amsterdam von einem muslimischen Extremisten erschossen und erstochen wurde. INTERVIEW ist der erste Teil einer Trilogie von US-Remakes seiner Filme, gedreht von Steve Buscemi, nicht seine erste Regiearbeit, allerdings ist er wohl überwiegend als Schauspieler bekannt.

Buscemi spielt auch die Hauptrolle in seinem Film, einen Journalisten mittleren Alters namens Pierre, der eigentlich auf politische Themen spezialisiert ist, aber den Auftrag bekommt, eine Schauspielerin zu interviewen, was ihm vollkommen zuwider ist.

Es handelt sich dann auch nicht um ein „Interview“ im klassischen Sinne, sondern um ein seltsames Psychoduell, bei dem dunkelste Geheimnisse ausgetauscht werden, das sich Pierre mit der jungen attraktiven Actrice liefert (gespielt von Sienna Miller, die in FACTORY GIRL Edie Sedgwick verkörperte).

Aus dieser Konstellation resultiert ein dialoglastiges Kammerspiel im Loft der Darstellerin, bei dem nie so ganz klar wird, wie genau das Verhältnis zwischen den beiden aussieht. Es entwickelt sich ein emotionales aneinander zerren, zwischen offener Aggression und überraschender Anteilnahme, bei dem auch der Zuschauer hin und her gerissen ist zwischen Sympathie und Ablehnung der Charaktere.

Aufgrund des minimalistischen Settings wird INTERVIEW nicht jedermanns Sache sein, aber man muss Buscemi und Miller hier eine überzeugende darstellerische Leistung bescheinigen, wodurch die 80 Minuten des Films keinesfalls zäh oder langweilig wirken.

Bis zum Schluss bleibt die Neugier erhalten, zu erfahren, was in den Köpfen der beiden wohl vorgehen mag, ohne dass man wirklich dahinter kommt, denn was wahr oder erlogen ist, wissen letztendlich nur Pierre und Katya.

Buscemi hat mit INTERVIEW einen wirklich sehr intelligenten, spannenden Film gedreht, eine angenehme Abwechslung zum Stumpfsinn des Blockbusterkinos. Und man ist überrascht, wie viel man doch aus so einer begrenzten Ausgangssituation herausholen kann, ohne in die Ödnis langatmigen Kunstkinos abzudriften.