INSPEKTOR CANARDO 20 – ENTSPIEL

Sokal

Benoît Sokals 1978 aus der Taufe gehobene Figur Inspektor Canardo, ein desillusionierter Enteninspektor, scheint im Schaffen des Belgiers ein echter Dauerbrenner zu sein und so erschien kürzlich mit „Entspiel“ („Une bavure bien baveuse“) ein frischer Canardo-Band, bei dem man im Deutschen offensichtlich tief in die Wortspiel-Kiste gegriffen hat.

Düster ist die Welt und deren Charaktere, mit der der Enteninspektor hier konfrontiert wird, zwar immer noch, aber im Gegensatz zu den recht seltsamen Geschichten aus der Frühzeit der Figur handelt es sich hier um eine recht gewöhnliche Krimi-Story, in der Canardo einen befreundeten Kommissar mit Alkoholproblemen, der einen Kollegen erschossen haben soll, davor bewahren muss, unschuldiges Opfer einer Intrige zu werden.

Sokals Zeichnungen kommen inzwischen reichlich glattgebügelt daher, aber auch die Geschichte ist eher Krimi-Mainstream, denn ähnliche Auseinandersetzungen mit menschlicher Habgier und Korruption in Polizeikreisen ziehen sich durch das Genre wie ein roter Faden, was aber nichts am Unterhaltungswert von „Entspiel“ ändert.

Dennoch ziehe ich persönlich den hervorragenden zweiten Canardo-Sammelband vor, mit den Geschichten „Saat des Schreckens“, „Weiße Vögel sterben leise“ und „Der weiße Cadillac“, die aus den Jahren 1985, 1986 und 1990 stammen, anhand derer auch Sokals zeichnerische Weiterentwicklung gut sichtbar wird.

Auf jeden Fall besitzen diese Storys noch den alten sleazigen Charme der Canardo-Reihe und werden zur Bühne bedrückender menschlicher Tragödien, die man nicht in jedem Comic geboten bekommt, und denen Canardo mit seinem gewohnten Zynismus und Galgenhumor zu trotzen weiß.