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INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS

Mit RAIDERS OF THE LOST ARK schufen Steven Spielberg und George Lucas 1981 eher zufällig den prototypischen Blockbuster, der bis heute Bestand hat, allerdings in den Augen seines Regisseurs nicht mehr als ein Aufgreifen der Republic Pictures Abenteuerserien der 30er, 40er und 50er Jahre auf B-Film-Level war.

Aus einem B-Film mit vergleichsweise lachhaften 20 Millionen Dollar Produktionskosten (immer noch dreimal so viel, wie eigentlich angedacht) wurde ein A-Erfolg und Hauptdarsteller Harrison Ford spätestens damit zur Hollywood-Ikone.

Und wie das immer so mit erfolgreichen Filmen ist, versuchte man, dieses Kunststück 1984 und 1989 noch mal zu wiederholen. Sicher keine schlechten Filme, aber letztendlich nur ein Aufkochen des ersten Teils nach dem Prinzip „schneller, größer und teurer“ und die leider auch immer alberner wurden.

Der Erfolg der bisherigen drei Filme war wohl zu verlockend, um die Figur des Indiana Jones einfach in den verdienten Ruhestand zu schicken, zumal Stallone ja auch gerade seine bekanntesten Rollen wieder belebt hatte und John McClane ebenfalls noch nicht sterben wollte.

Ganz zu schweigen von den Heerscharen nach mehr lechzender Fans, die inzwischen 19 Jahre auf diese Fortsetzung gewartet hatten. Hat sich das Warten gelohnt? Nicht wirklich, denn was David Koepp und George Lucas hier in Sachen Drehbuch zu Papier gebracht haben, rechtfertigt kaum einen knapp zweistündigen Film, der auch noch auf ein äußerst dürftiges Finale hinausläuft, welches die eigentlichen Hauptakteure zu passiven Beobachtern verdammt – mehr CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND als Indiana Jones.

Dabei beginnt INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS angenehm stilsicher und überdreht wie RAIDERS..., mit einer wirklich amüsanten Anfangsszene, in der Jones in einem Kühlschrank eine Atombombenexplosion auf einem Testgelände überlebt, ähnlich dem in Alexandre Ajas THE HILLS HAVE EYES-Remake.

Im Anschluss gibt es dann eine ermüdende Schnitzeljagd von Actionszene zu Actionszene, in dessen Verlauf Russen, Indiana Jones und Co. versuchen sich besagten Kristallschädel gegenseitig abzujagen und alle Gesetzmäßigkeiten der Physik ausgeschaltet werden, was oft leider zuviel des Guten ist.

Natürlich erwartet man bei Indiana Jones keinen ernstzunehmenden Realismus, aber Spielberg präsentiert einem genau die Spielekonsolen-Dramaturgie, die man inzwischen kaum noch ertragen kann und etwa auch DIE MUMIE: DAS GRABMAL DES DRACHENKAISERS so komplett fürchterlich machte.

Dass INDIANA JONES 4 noch einen Restcharme besitzt, verdankt er Darstellern wie Ray Winstone, John Hurt, Cate Blanchet, Harrison Ford, Karen Allen (ja, die Dame aus dem ersten Teil) und dem ungemein sympathischen Shia LaBoeuf als amüsante „junger Marlon Brando“-Parodie, die aber letztendlich aufgrund des mehr als bescheidenen Drehbuchs völlig unterfordert sind.

Gebraucht hat diesen Film niemand, aber sein Unterhaltungswert liegt noch deutlich höher als bei vergleichbaren Blockbustern. In den Dreck haben Lucas und Spielberg ihren Helden damit nicht gezogen, aber man hätte ihm einen würdigeren Abgang gewünscht.

Man wird angesichts der letzten Bilder sowieso das Gefühl nicht los, dass der Film vor allem dazu dient, LaBoeuf als jungen Indiana Jones für eine Fortführung der Serie im Kino einzuführen, zumal sich die TV-Serie „The Adventures Of Young Indiana Jones“ ja als erstaunlich langlebige Angelegenheit herausgestellt hatte.

INDIANA JONES UND DAS KÖNIGREICH DES KRISTALLSCHÄDELS gibt es mal wieder als Single-Disc und 2-Disc-Special-Edition mit reichhaltigem Hintergrundmaterial über den Film, falls einem noch danach sein sollte.

Wie sagte Dr. Rene Belloq, der Gegenspieler von Indiana Jones im ersten Teil, doch so schön: „How odd that it should end this way for us after so many stimulating encounters.“ Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.