INDELICATES

Songs For Swinging Lovers

THE INDELICATES aus Großbritannien oszillieren gekonnt mit ihrem zweiten Album zwischen Folk, schrägem Punk-Cabaret (durchaus mit DRESDEN DOLLS-Reminiszenzen) und Noiserock und die Texte lassen das vermuten, was das Coverfoto, welches die beiden Protagonisten Ex-Comedian Simon Clayton und der Sängerin und Pianistin Julia Clark Lowes, einem ehemaligen Mitglied der legendären THE PIPETTES, erhängt in einem Raum zeigt, vermuten lässt: Es reagiert der zügellose Sarkasmus.

Musikalisch schwingt hier sehr viel von den MUMFORD & SONS mit, also der mitunter zeitgemäßen Pub- und Folkrock Variante der POGUES, aber auch Country-Einflüsse finden sich in einzelnen Songs.

Unlängst outete sich Edie Argos von ART BRUT medial wirksam als Fan der Band, was den Erfolg zu Recht beflügeln mag. Warum aber Musiker mit Anzug und flottem Zwirn der Zwanziger Jahre, wenn sie in dieser Aufmachung um ein altes (Kneipen-)Klavier posieren, stets in einem Atemzug mit Kurt Weil genannt werden (unlängst wurden die THE INDELICATES vom unsäglichen Rolling Stone als „Neo Kurt Weill/Bert Brecht“ kategorisiert), erschließt sich nicht wirklich.

Das bleibt musikalisch und authentisch in allen Facetten dem großartigen GAVIN FRIDAY & THE MAN SEEZER vorbehalten, die diese Hommage vor vielen Jahren auf ein bis dato nicht erreichtes Level gehoben hat (Gavin Friday hat übrigens mit den VIRGIN PRUNES bereits Punk-Cabaret gespielt, als es Punk-Cabaret noch gar nicht gab, und schräg noch gut war und nicht nervig, das liegt auf der Hand).