Orson Welles, ein künstlerisches Multitalent, stand aufgrund seiner übrmäßig innovativen Ideen mit Hollywood ständig auf dem Kriegsfuß, trotz früher Erfolge wie „Citizen Kane“ in den Vierzigern. Deshalb arbeitete Welles später dann oft in Europa, wo man anscheinend seiner vielseitigen Kreativität gegenüber aufgeschlossener war.
Mitte der Fünfziger verschlug es Welles erneut wieder nach Amerika, wo dann „Im Zeichen des Bösen“ („Touch of Evil“) entstand. Dabei landete er eher zufällig auf dem Regiestuhl und sollte ursprünglich nur einer der Hauptdarsteller sein.
Stattdessen machte Welles, basierend auf einer schlechten Drehbuchumsetzung von Whit Mastersons Krimi „Badge of Evil“, daraus einen inzwischen allgemein als Meisterwerk angesehenen späten Film Noir-Vertreter.
Die Produzenten wollten seiner Vision allerdings nicht folgen, weshalb sich auf dieser Blu-ray drei unterschiedliche Fassungen befinden: die gekürzte und stark veränderte Original-Kinofassung, eine längere Preview-Fassung, die in den Siebzigern entdeckt wurde und die 1998 restaurierte Version, basierend auf einem Memo mit Änderungswünschen von Welles, das dieser nach Sichtung der Kinofassung Universal schickte.
Außerdem kann man die restaurierte Version und die Kinofassung hier im Vollbild-Format sehen, so wie es von Welles gedacht war. Faszinierend ist allerdings weniger die Geschichte als solche, die im Grenzgebiet zwischen Amerika und Mexiko spielt, und in der ein mexikanischer Rauschgiftfahnder einen korrupten amerikanischen Polizei-Captain zur Strecke bringt, sondern die Art und Weise, wie Welles diese moralisierende Kriminalgeschichte in eindrucksvolle, nie zur Ruhe kommende Bilder übersetzte.
Eine absolut würdige Veröffentlichung für einen Klassiker des amerikanischen Kinos, der seiner Zeit damals inszenatorisch weit voraus war.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #113 April/Mai 2014 und Thomas Kerpen