1963 wurde der amerikanische Präsident John F. Kennedy während einer Fahrt durch die Innenstadt von Dallas ermordet. Als Verdächtiger wurde Lee Harvey Oswald verhaftet, aber von einem Nachtclubbesitzer erschossen, noch bevor es zu einem Gerichtsprozess kommen konnte.
Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson setzte deshalb eine Kommission ein, die die Umstände des Kennedy-Attentats aufklären sollte, aber dabei zu Ergebnissen kam, die bis heute angezweifelt werden und zum Nährboden von Verschwörungstheorien wurden.
Lange bevor Oliver Stone mit seinem provokativen Politthriller „JFK“ einen bunten Strauß solcher Verschwörungstheorien präsentierte, verarbeitete bereits Henri Verneuil, Regisseur von „Der Clan der Sizilianer“ (1969), in „I wie Ikarus“ die mysteriösen Umstände von Kennedys Ermordung.
Verneuils Geschichte spielt allerdings in einem fiktiven westlichen Staat – die architektonische Modernität der Hauptstadt erinnert an Brasilia –, dessen Präsident zu Beginn ermordet wird.
Verneuil orientiert sich dabei stark an den konkreten Ereignissen im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat. Und wie auch in „JFK“ gibt es hier in Gestalt des von Yves Montand gespielten Staatsanwalts Henry Volney einen besessenen Ermittler auf der Suche nach der Wahrheit.
Ähnlich wie in seinem Film „Der Körper meines Feindes“ verzichtet Verneuil dabei auf vordergründige Action und formuliert hier dafür sehr deutlich sein Unbehagen hinsichtlich der verbrecherischen Machenschaften der Geheimdienste, die zu einem Staat im Staate geworden sind.
Interessant ist dabei auch, wie Verneuil in seinem ungemein klugen, fesselnd inszenierten und nachdenklich stimmenden Politthriller die verstörenden Experimente des Psychologen Stanley Milgram integrierte, der damit das menschliche Autoritätsbewusstsein hinterfragte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #133 August/September 2017 und Thomas Kerpen