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I LIKE TRAINS

Kompromat

Hätten Sie’s gewusst? I LIKE TRAINS werden mittlerweile mit Leerzeichen geschrieben, nicht mehr ILIKETRAINS. Und wär Ihnen aufgefallen, dass die echt schon seit 2004 aktiv sind und damit nicht zur neuen Generation (britischer) Bands à la IDLES, SHAME, LIFE oder FONTAINES DC gehören? Ich musste mir das angesichts des neuen, fünften Albums „Kompromat“ vergegenwärtigen, denn ehrlich gesagt hatte ich den aus Leeds stammenden Fünfer fast etwas aus den Augen verloren, der Vorgänger „A Divorce Before Marriage“ (eher ein Soundtrack) kam ja auch schon 2016, davor 2012 „The Shallows“. Ein Kompromat, so verrät mir Wikipedia zu dem seltsam deutsch klingenden Wort, ist „ein ursprünglich aus dem Jargon des sowjetischen Geheimdienstes KGB stammender Begriff für kompromittierendes Material, meist über einen Politiker oder eine andere Person des öffentlichen Lebens.“ Heute werden etwa von Smartphones oder aus der Cloud gemopste Fotos und Videos expliziten Charakters so bezeichnet, die dazu taugen, jemanden bloßzustellen. Informationen besonderer Art also, und Information ist laut Sänger David Martin die thematische Klammer des enorm spannunsgreichen Albums, das sich einerseits bei WIRE und THE FALL einklinkt, den Größen des britischen Post-Punks, aber eben auch – was für ein Comeback! – die Klangfarbe eingangs erwähnter „junger“ Bands trifft. Von der früheren Klangfarbe, als die Band auch mal mit SIGUR ROS oder GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR verglichen wurde, haben sie sich gründlich verabschiedet, das hier ist teils fast schon Pop, wenn auch sehr dunkler, mit immer markantem (Sprech-)Gesang und einem wummernden Beat – mein früher mal gezogener Vergleich mit den frühen, guten EDITORS blitzt da wieder auf. Brillante, teils fünf, sechs Minuten laufende Songs finden sich unter den neun Tracks gleich mehrere, „Patience is a virtue“ etwa, „PRISM“, „The truth“ oder „New geography“. File under „Soon to be Lieblingsplatte“.