Anna von Hausswolff hat es mir angetan mit ihrer Fusion aus im Pop verwurzelten Orgeldrones, deren Höhepunkt sich auf „Ceremony“ (2012) findet: „Mountains Crave“ wartet auf mit reduzierter Instrumentierung (Orgel, sanfte Percussion, dezente Gitarre und ihre wunderbare Stimme), die die Brücke schlägt zur aktuellen Veröffentlichung „The Little Match Girl“, in Zusammenarbeit mit dem Soundtrack-Komponisten Matti Bye.
Man muss im Folgenden von Abschnitten sprechen, weil diese Skizzen auf herkömmliche Songstrukturen verzichten. Das ganze Werk umweht eine atmosphärische Dichte, die Gleichförmigkeit andeutet, von Abschnitt zu Abschnitt jedoch aufgrund der ausreichenden Variation unerhört unvorhersehbar bleibt.
Will heißen: Innerhalb eines Abschnitts wird die Melodieführung stoisch beibehalten, die Abwechslung entsteht bei Betrachtung des gesamten Albums. Die Überleitung zur literarischen Ursprungsidee – „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ von H.
C. Andersen – gelingt, indem man die Gleichförmigkeit innerhalb eines Abschnitts mit dem Gleichmut des Mädchens gleichsetzt, das einsam und frierend auf den Tod wartet, um in der Stunde des Todes von der Begegnung mit der milden Weisheit ihrer längst verstorbenen Großmutter gewärmt zu werden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #114 Juni/Juli 2014 und Henrik Beeke