Bei 1965 Records handelt es sich um ein in London ansässiges Sublabel von Sony, das von dem früheren Rough Trade-Mann James Endeacott geleitet wird. Und der hat HOLY GHOST REVIVAL aus Seattle gesignt, in der Hoffnung, das britische Publikum möge sie goutieren, weshalb die Band auch bis auf weiteres ihren Wohnsitz nach London verlegt hat.
Das UK also als Karriere-Sprungbrett? Möglich ist alles, wenn der NME eine Band mag, und bunt genug treiben es HOLY GHOST REVIVAL sicher - müssen sich allerdings auch so ein unfassbare Dummheit gefallen lassen, ins Info alleine wegen ihrer Heimatstadt das Wort "Grunge" hineingeschrieben zu bekommen.
Punk sind sie auch, die STOOGES, JACOBITES, ROXY MUSIC, GUNS N' ROSES werden ebenfalls angeführt, fehlen eigentlich nur noch die BEATLES und die ROLLING STONES. Himmel, wer tut einer Band sowas an?!? Versuchen wir es etwas realistischer und simpler: Nach britischer "Indie"-Hausmannskost klingt es hier eigentlich nie, dominant ist der Einsatz eines Klaviers, Moll-Töne überwiegen, ich fühle mich immer wieder an David Bowie zu Ziggy Stardust-Zeiten erinnert, aber auch Roky Ericksons seltsamer Psychedelic-Rock drückt durch, und bald wird klar, dass die Band es gerne etwas komplexer hat, sowohl was die Instrumentierung wie auch die Songstrukturen anbelangt.
Und so treiben sie mit weiteren Einflüssen aus den Siebzigern ein durchaus unterhaltsames Spiel, lassen die HEARTBREAKERS auf die SPARKS treffen, zitieren sich charmant von Song zu Song, hinterlassen aber einen zwiespältigen Eindruck, denn eine wirkliche rote Linie wie auch markante Stücke fehlen.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #80 Oktober/November 2008 und Joachim Hiller