Eine schöne, zum Lesen etwas unpraktische Aufmachung sticht bei diesem Buch hervor. Ein weiterer Hingucker sind die Makrofotografien von Samenkörnern und Pflanzenteilen im Innenteil. Es geht laut Verlagsbeilage um „vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit einem Tabuthema“.
Dem muss widersprochen werden, denn der Autor ist nicht vorurteilsfrei, sondern selbstverständlich pro-Marihuana eingestellt. Dennoch mag es das erste Buch sein, welches sich mit wissenschaftlichen Anspruch einem Thema widmet, das sowieso den meisten Marihuana-Nutzern klar ist, dass nämlich die Wirkung von Cannabis hohes kreatives Potenzial bergen kann und die damit verbundenen Bewusstseinsveränderung als positiv angesehen werden sollte.
Angeführt werden Schriftsteller, Musiker und Wissenschaftler, die es verstanden haben, dieses Potenzial entsprechend zu nutzen. Der Ansatz mag stimmen, doch leider fehlt eben jene vorurteilsfreie Herangehensweise.
So wird Baudelaire zitiert: „Geben wir [...] zu, dass Haschisch Genialität verleiht, oder [...] steigert, so vergessen jene, dass es in der Natur des Haschischs liegt, den Willen zu schwächen“, danach jedoch zu wenig auf den Aspekt der Willensschwäche eingegangen.
Aber genau hier liegt der Knackpunkt des positiven Potenzials. Bekifft hat man super Ideen, aber man ist oft zu lethargisch, um etwas davon umzusetzen. Um Genialität zu erreichen, benötigt man schon im Vorfeld die notwendigen Ansätze, diese jedoch fehlen den meisten Konsumenten.
Der Grundgedanke, dass die auf falschen Kampagnen und Propaganda beruhende Prohibition ein genereller Fehler sei, ist natürlich richtig, weswegen Marincolo eine vorurteilsfreie staatliche Regulierung fordert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Guntram Pintgen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #120 Juni/Juli 2015 und Ute Borchardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #111 Dezember 2013/Januar 2014 und Claus Wittwer