a.) Die bequeme Rezension: Nee, wat heb´ wi lacht. Platte zu verschenken. b.) Die seriöse Rezension: HIGH MUD LEADER sind KNORKATOR bzw. deren volksmusikalische Inkarnation, die sich auf ihrer ersten Veröffentlichung der musizierenden Kulturkritik auf brillant-bekloppte Art hingeben, indem sie die ekle Dumpfheit des Zielobjektes, deutschsprachige Stimmungsmusik von Schlager bis DJ ÖTZI nämlich, messerscharf entlarven.
Die Dekonstruktion volksmusikalischer Strukturen und deutschtümmelnder Schlagerlyrik als Eulenspiegelei, sozusagen - und zwar mittels der meisterhaft präzisen Anwendung der entsprechenden Gesetzmäßigkeiten.
Eine Art G.G. ANDERSON mit Beatbox und dazu DEEP PURPLEs "Smoke On The Water"-Riff als Preset-Waldhorn-Sound aus dem Alleinunterhalter-Keyboard. HIGH MUD LEADER bringen die unerträgliche Flachheit und den faschistoiden Heimatwahn des Genres nicht zuletzt in den Texten auf den Punkt, die im Sinne guter Satire nur so leicht überspitzt sind, dass die groteske Wahrheit doppelt schmerzt.
Das Ganze hat dabei absolute Ballermann-Dorfhochzeit-Schützenfest-Tauglichkeit und ist aufgrund fehlender KNORKATOR-Brachialität für deren Anhängerschaft eigentlich weniger als Partykracher geeignet.
Die ganz Bescheuerten werden aber wahrscheinlich wie so oft gar nicht merken, dass genau sie es sind, die hier demaskiert werden und so wäre es fast schon wieder wünschenswert, HIGH MUD LEADER auf greisen Volkssendern wie Radio Niedersachsen zu hören oder sie durch die Blut-und-Boden-Deko der Hitparade der Volksmusik torkeln zu sehen.
Als Phänomen subversiver Demontage von kleinbürgerlicher Idylle genial und hochinteressant, musikalisch aber wegen besagter Detailtreue ungenießbar. Keine Wertung möglich. Lasst es uns Kunst nennen!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #46 März/April/Mai 2002 und Ulf Imwiehe