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HIDDEN AGENDA

Das bisherige Schaffen des inzwischen 85-jährigen britischen Regisseurs Ken Loach, der vor allem für seine um Realismus bemühten, tristen Arbeitermilieu-Sozialdramen bekannt ist, hat mich bisher nur am Rande interessiert. Aber es gibt einen Film von Loach, den ich tatsächlich sehr schätze, „Sweet Sixteen“ von 2002, in dem sich der halbwüchsige Held Liam in den heruntergekommenen Randbezirken von Glasgow behaupten muss, und wo der soziale Realismus des Regisseurs eine unglaubliche Wucht entwickelt. Zu den unbekannteren und untypischeren Arbeiten von Loach gehört sein spannender, aber wenig actionreicher Polithriller „Hidden Agenda“ von 1990 in bester Costa-Gavras-Tradition, der hierzulande als „Das Geheimprotokoll“ erst 2004 auf DVD erschien und jetzt auf Blu-ray und DVD neu aufgelegt wurde. In den Hauptrollen eine noch unbekannte Frances McDormand und Brian Cox, der vier Jahre zuvor in „Blutmond“ Hannibal Lecter verkörpert hatte. Wie später in „The Wind That Shakes The Barley“ von 2006 nahm sich Loach in „Hidden Agenda“ des komplexen Nordirlandkonflikts zwischen Protestanten und Katholiken an, der die nordirische und britische Politik der Jahre 1969 bis 1998 bestimmte. Loach geht es dabei aber nicht um eine tiefergehende Analyse dieses blutigen Kampfes für ein vereinigtes Irland, sondern er formuliert hier scharfe Kritik am selbstherrlichen und mörderischen Treiben der britischen Sicherheitskräfte während der Thatcher-Ära, weswegen der nordirische Kritiker Alexander Walker den Film auch als IRA-Propaganda anprangerte. Cox soll darin in seiner Rolle als britischer Polizeiermittler den Tod eines amerikanischen Anwalts und Menschenrechtsaktivisten in Nordirland untersuchen, der bei einem Treffen mit einem IRA-Mitglied anscheinend ermordet wurde, und dessen Ermittlungen auf wenig Gegenliebe stoßen.