Fiske merzt – inzwischen schon seit 2006. Kollege Steffen Kverneland (man kennt die beiden bereits als Team), ist davon zwar nicht wirklich sonderlich begeistert und arbeitet auch nicht im direkten Sinne an „Herr Merz“ mit, begleitet Fiske aber – immer leicht entnervt – auf seiner Reise auf den Spuren des deutschen Anti-Dadaisten Kurt Schwitters durch Deutschland, Norwegen und England.
Diese Reise bildet gleichzeitig die Rahmenhandlung der eigentlichen Schwittersbiographie. Und die ist wirklich mehr als gelungen: Geschickt montiert Fiske überlieferte Zeitzeugenzitate (u.a.
von Hans Arp, Hans Richter, George Grosz, natürlich auch die Worte Schwitters selbst) und Anekdoten zu einem informativen, optisch und inhaltlich stimmigen Gesamtkunstwerk. Dabei nimmt Fiske es ganz Schwitters-mäßig sehr genau.
So ist „Herr Merz“ selbst ein Stück Merzkunst, kantig, pedantisch und immer leicht abgehoben, Leerstellen gibt es nicht. Fiske zeichnet das Portrait eines Visionärs, der – von den Dadaisten als zu bürgerlich verschmäht – kurzerhand eine eigene Kunstgattung erschuf, sie nach seinem typischsten Bild „Merzkunst“ benannte, die unter anderem Merzmalerei, Merzgedichte, Merzbühne, Merztypographie, Merzarchitektur umfasste.
Wozu das gut war? Um es mit Schwitters „Ursonate“ zu sagen: „Fümms bö wö täa zäa Uu, pögiff, kwii Eee./Dedesnn nnrrrrrr, Ii Ee,/mpiff tillff too, tillll,/ Jüü Kaa?“ Das stelle man sich jetzt noch gesungen und geschrien vor.
Denn „[k]eine Generation sollte sich damit zufrieden geben, das weiterzuführen, was es schon gab. Schaffen Sie etwas Neues, um die Kunst am Leben zu halten, auch wenn es keinen Erfolg verheißt.“ Worauf wartet ihr noch? Buch lesen und neue (Anti-)Kunst schaffen, sofort!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Anke Kalau