Nach eingehender Beschäftigung mit dem Begleitschreiben dieser 12", unterzeichnet von Labelboss Rik Dingles, komme ich zum Schluss, dass dieses tatsächlich mittels einer mechanischen Schreibmaschine verfasst wurde.
Das ist entweder Ausdruck unglaublicher Retro-Coolheit oder pures Kalkül, wirkt aber so oder so charmant und passt zur Band. Denn HERPES klingen, wie Bands in Deutschland klangen, bevor Computer als Schreibmaschinen in jedem Haushalt standen, konkret um 1980 herum, plus/minus ein, zwei Jahre.
Ganz zufällig werden DAF in „Tanzen" erwähnt, FEHLFARBEN müssen hier ebenfalls genamedropt werden, die frühen ABWÄRTS ... Musik zum In-die-Hände-Klatschen und Politikertanzen, dabei aber doch viel origineller, als das vielleicht angesichts meiner Worte zu vermuten wäre.
Denn hier werden zwar NDW-Klischees verbraten, aber die selbstironischen Texte sprechen eine deutliche Sprache („Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht" aus „Neue Dresdener Schule", ist natürlich ein bisschen älter, oder „Wir brauchen mehr ...
Gewalt, auch gegen Deutschland, vor allem gegen Deutschland!", aus „Gewalt") und haben doch nichts von antideutschem Gestammel. Sieben kurze Songs, alle deutlich unter zwei Minute, finden sich auf dieser weißen 12", dem ersten hiesigen Release der Band, nachdem es zuvor eine 7"-EP auf einem US-Label gab.
Cooles Zeug, also nicht verpassen. (Diese Band war auf der Ox-CD #84 zu hören)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #90 Juni/Juli 2010 und Finn Quedens
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Thomas Kerpen