Nach der Veröffentlichung von Cliver Barkers Blut-Büchern Mitte der Achtziger gab Stephen King mal den Ausspruch von sich: „Ich habe die Zukunft des Horrors gesehen – sein Name ist Clive Barker.“ Die damalige große Hoffnung der Horror-Zunft trat aber in den letzten Jahren eher als Autor im Bereich Fantasy oder Kinderbuch in Erscheinung.
Mit seinem Namen gehen allerdings nach wie vor viele Vertreter der Unterhaltungsindustrie hausieren und so gab es alleine 2008 und 2009 mit BOOK OF BLOOD, DREAD und THE MIDNIGHT MEAT TRAIN drei Verfilmungen seiner frühen Horror-Geschichten.
Nur leider waren die wenigsten Adaptionen seiner Stoffe bisher wirklich gut. Und mit UNDERWORLD (1985) und RAWHEAD REX (1986) mussten erst zwei katastrophale Verfilmungen entstehen, bevor Barker 1987 für HELLRAISER selbst im Regiestuhl Platz nahm, einer Umsetzung von „The Hellbound Heart“.
Bis heute eine der besten Adaptionen, bedauerlicherweise so gut, dass daraus ein inzwischen neunteiliges Franchise wurde, das im letzten Jahr mit HELLRAISER: REVELATIONS den absoluten Tiefpunkt der Reihe hervorbrachte.
Rückblickend betrachtet ist natürlich auch HELLRAISER kein perfekter Film, an dem der Zahn der Zeit deutlich genagt hat, zumal Barkers Vorlage auch deutlich subtiler und effektiver war. Vor allem die Effekte lassen inzwischen zu wünschen übrig, wodurch man dem Film sein knappes Budget deutlich anmerkt.
Wobei die größte Tragik sicher ist, dass die Produzenten den extra von Coil (der Band von Throbbing Gristle-Mitbegründer Peter Christopherson) komponierten Soundtrack ablehnten und stattdessen auf den Routinier Christopher Young zurückgriffen, der aber dennoch einen überdurchschnittlich guten Job machte.
Und auch in Sachen Gore konnte sich Barker nicht so austoben, wie er wollte, insofern ist HELLRAISER wie viele andere Filme das Ergebnis von mal mehr, mal weniger befriedigenden Kompromissen geworden, die er aber besser als andere kompensieren konnte.
Gerade zu Beginn, wenn die komplett hautlose, untote Hauptfigur Frank dank einiger Tropfen Blut im Haus seiner verstorbenen Mutter, in das gerade sein Bruder mit seiner Frau gezogen war, aus der Hölle der Zenobiten zurückkehrt.
Dorthin war er durch einen seltsamen Würfel geraten, der das Tor zu einer anderen Dimension geöffnet hatte, wo er sich unvorstellbare sinnliche Erfahrungen erhofft hatte, die dann aber anders als gedacht ausfielen („We’ll tear your soul apart!“).
Insofern beinhaltet HELLRAISER immer noch genügend blutige Schockeffekte und einen angenehm perversen Unterton hinsichtlich der hedonistischen Bedürfnisse der Hauptfigur Frank. Ein Jahr später entstand dann bereits HELLBOUND: HELLRAISER II, Barker war nur noch Produzent und Regie führte der bis heute völlig talentfreie Tony Randel.
Die Effekte waren nicht unbedingt besser, aber möglicherweise etwas blutiger. Verlegt wurde die Handlung in ein Sanatorium, wo ein irrer Arzt mit Hilfe des Würfels aus dem ersten Film ebenfalls unvorstellbare sinnliche Erfahrungen machen will.
Leider driftet HELLBOUND: HELLRAISER II gegen Ende in ein unfreiwillig komisches, recht dämliches und trashiges Kasperletheater ab, nachdem alles im Sinne von Barkers Vorlage noch recht viel versprechend und abseitig begann.
Mit dem von Anthony Hickox (dem Sohn von Regisseur Douglas Hickox) gedrehten dritten Teil HELLRAISER III - HELL ON EARTH war das Franchise eigentlich auch schon am Ende, denn wenn die Zenobiten hier die Straßen einer amerikanischen Großstadt unsicher machen, dürfte die verstörende Vorstellungskraft von „The Hellbound Heart“ in den Niederungen billiger Horror-Videothekenware angekommen sein.
In Deutschland gelten alle drei Filme erstaunlicherweise immer noch als schwer jugendgefährdend und wurden in den überall frei verkäuflichen „FSK 18“-Versionen um einige Minuten erleichtert, von denen man also die Finger lassen sollte.
Und so bekommt der geneigte deutsche Horrorfan die ungeschnittene HELLRAISER TRILOGY mal wieder nur unter der Ladentheke, denn alles andere würde ja unweigerlich zum Untergang des Abendlandes führen.
Den Begriff „Trilogy“ sollte man in diesem Fall allerdings mehr als Marketinginstrument verstehen.
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