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HEARING SEXISM

LJ Müller, Manu Reyes

Debatten über Sexismus in der Musik sind nicht neu. Neu ist aber die Herangehensweise von LJ Müller: Analysiert werden in der musikwissenschaftlichen Studie keine Songtexte oder Performances, sondern die Klänge und Gesangstimmen an sich. Anhand von Kurt Cobain, Kate Bush, Björk und anderen zeigt Müller, wie sich Geschlecht in der Stimme manifestiert und wie damit Sexismus produziert oder reproduziert wird. Es wird ergründet, wie einzelne Songs sowie die Musikkultur als Ganzes geschlechtsspezifische Ungleichheiten hervorbringen. Die Musikanalyse ist aus einer feministischen Perspektive und der persönlichen Position des:r Autor:in heraus. Das Buch erschien auf Deutsch bereits 2018 („Sound und Sexismus“) und erhielt den Buchpreis der International Association for the Study of Popular Music. Interessant ist es für alle Musikliebhaber:innen, besonders für alle, die etwas von Musiktheorie verstehen. Es ist deutlich einfacher nachzuvollziehen, was Müller erklären will, wenn man Beobachtungen wie dieser problemlos folgen kann: „She [Kate Bush in „Feel it“] sings an extremely demanding melody with a wide range, a complex rhythm, and sudden harmonic-tonal modulations (most audably and very strikingly, the D4-flat over B-flat major on ‚It would be wonderful‘)“. Wer von feministischer Theorie und Gesangstechniken keinen blassen Schimmer hat, wird mit diesem Buch nicht glücklich. Wer aber genügend Vorwissen oder ein sehr großes Interesse mitbringt, entsprechende Wissenslücken zu füllen, kann sich auf eine spannende Analyse freuen, die mir bei meiner Bachelorarbeit damals sehr hätte helfen können.