Die Sinnhaftigkeit dieser auf DVD und Blu-ray erhältlichen „Hannibal Lecter Trilogie“ darf man durchaus hinterfragen, sind darin doch nur die bereits auf diesen Formaten erhältlichen Filme „Das Schweigen der Lämmer“ (1991), „Hannibal” (2001) und „Roter Drache“ von 2002 (die Neuverfilmung von Michael Manns „Blutmond“ von 1986) enthalten. Da alle drei Filme bereits auf DVD einen guten Bildtransfer besaßen, schafften auch die Blu-ray-Versionen nur bedingt Mehrwert. Die üppige Anzahl bisheriger Neuauflagen verweist auf jeden Fall auf die große Popularität des kultivierten Psychiaters und kannibalistischen Serienmörders Hannibal Lecter, den Thomas Harris 1981 für sein Buch „Roter Drache“ als Nebenfigur erdachte und der 1988 in „Das Schweigen der Lämmer“ schon eine deutlich größere Rolle spielte, um 1999 in „Hannibal“ endgültig zum Popstar unter den fiktiven Psychopathen zu werden. Sicherlich auch wegen der darstellerischen Qualität von Anthony Hopkins, der selbst Ridley Scotts banalen Horror-Thriller „Hannibal“ noch ansehbar machte. Gebraucht hätte die Welt weder Harris’ Buch noch Scotts Adaption, aber der kommerzielle Druck war zu diesem Zeitpunkt wohl zu hoch, als dass man Dr. Lecter einfach zu den Akten hätte legen können. Sinn machte hingegen die Neuverfilmung „Roter Drache“ mit Hopkins (in „Blutmond“ spielte noch Brian Cox Lecter), die Harris’ Buch originalgetreuer umsetzte. Unerreicht bleibt aber Jonathan Demmes oscarprämierter „Das Schweigen der Lämmer“, der darin wie im Buch eine junge weibliche Heldin installierte, die sich in einer übergriffigen Männerwelt behaupten muss, und für die ausgerechnet der monströse Dr. Lecter zu einer Art Vaterersatz wird.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #155 April/Mai 2021 und Thomas Kerpen