Ein in vieler Hinsicht gelungenes 12-Track Debütalbum ist THE HANGING JUGDE aus Atlanta gelungen, auch wenn mir diese demonstrative „Wir sind weder eine rechte noch eine linke Band.“-Selbstverortung ganz schön auf die Nerven geht, weil faktisch unmöglich, wenn du gesellschaftliche und politische Entwicklungen kritisch kommentierst. Ich könnte ja verstehen, dass sich eine Band als ideologiefrei bezeichnet, aber geschenkt. Letztlich wird man die Haltung der Band wohl als liberal einordnen können, denn gesellschaftskritisch und sich nach rechts hin abgrenzend sind die Texte allemal. THE HANGING JUGDE bieten lupenreinen Streetpunk, der mich an SCREECHING WEASEL, THE OLD FIRM CASUALS oder die TROOPERS erinnert und mich sofort mitnimmt, wobei der BLITZ Klassiker „Fatigue“ nicht so überzeugend interpretiert wurde. Die Melodien der zumeist im Midtempo-Bereich gespielten Songs sind eingängig und der Gesang von Richard Henderson hat Wiedererkennungswert. Inhaltlich werden klassische „Wir gegen die“- und „Oben gegen unten“-Motive bedient. Man glaubt, die Intrigen anonym bleibender Potentaten durchschaut zu haben, und will diese entlarven. Im Prinzip gibt es nur einen Quell der Wahrheit: THE HANGING JUGDE. Dies zu rezipieren, wird schnell anstrengend. Die aus dem Alltag gegriffenen Lyrics wirken hingegen deutlich authentischer, wenn etwa nach Auswegen aus der Tristesse der lähmenden Lebensroutinen gesucht oder Kante gegen selbstzerstörerisches menschliches Verhalten gezeigt wird.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Salvador Oberhaus