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HALL

Last Days Of Youth

Es gibt zwei Arten von Horrorpunk-Bands. Die einen versuchen auf Teufel komm raus nach den MISFITS zu klingen, die anderen – und das sind die interessanten – haben verstanden, dass immer derselbe Film in verschiedenen Neufassungen auf Dauer langweilig wäre. HALL sind inspiriert, machen aber ihr Ding, ähnlich wie MOURNING NOISE, FORBIDDEN DIMENSION, THE SKULLS, 45 GRAVE oder HEX DISPENSERS. Allesamt spooky, aber eben mit einer solch eigenen Note, dass sie alle als stilbildend gelten. Am ehesten erinnern mich HALL tatsächlich an VAMPYRE STATE BUILDING, die eine ähnliche Mischung aus catchy Gesang, German Gothic, Garage und Songs mit jeder Menge Hitpotenzial pflegten. Die Düsternis spielt sich in der Dämmerung ab, nicht zu dunkel, aber eben auch nicht mehr wirklich hell. Sind die MISFITS dem Horror der 1960er Jahre verpflichtet, ist das hier mehr die hohe Schule von F.W. Murnau und Robert Wiene, die ohne viel Blut und Farbe auskommt. Bonuspunkt gibt’s für die Neuinterpretation des markanten RCA-Logos. Kurzum, die Scheibe lief jetzt viermal hintereinander durch, und das obwohl ich einen Reviewstapel neben mir legen habe. Manchmal muss man eben Prioritäten setzen oder auf seine Ohren hören. In einem derart ausgelutschten Genre gibt es trotz allem immer noch Perlen zu entdecken, HALL sind so eine Perle, eine ziemlich große dazu.