HABIBI

Craig Thompson

Mit seiner 2003 entstandenen autobiografischen Lebens- und Liebesgeschichte „Blankets“ hatte Craig Thompson eines der wenigen echten Meisterwerke des Comic-Genres vorgelegt, dessen literarische Tiefe nur wenige so genannte Graphic Novels besitzen, auch wenn es ja jede Menge ähnlich autobiografisch gefärbter Geschichten in diesem Bereich gibt.

Kurz darauf folgte dann der Band „Tagebuch einer Reise“, in dem Thompson die Eindrücke und Erlebnisse seiner dreimonatigen Reise nach Marokko und Europa im Zuge einer ausgedehnten Signiertour festhielt, der auch als Recherche für seinen nächsten Comic „Habibi“ diente und ebenfalls von seinen erzählerischen wie zeichnerischen Qualitäten zeugte.

Bis zur endgültigen Fertigstellung von „Habibi“ dauerte es dann allerdings bis 2011. Man sollte ein Buch bekanntlich nicht nach seinem Umschlag beurteilen, aber wer diesen aufwändig gestalteten Prachtband schon mal in den Händen hielt, bekommt einen guten Eindruck davon, was einen im Inneren erwartet.

Letztendlich zwar auch nur eine Liebesgeschichte, allerdings wird diese in einer epischen Form umgesetzt, die man so bisher selten zu Gesicht bekommen hat. Thompson erzählt in „Habibi“ ein modernisiertes Märchen aus Tausendundeiner Nacht über die beiden Sklavenkinder Dodola und Zam, die darin erst vom Schicksal vereint werden, um von dann wieder brutal getrennt zu werden.

Das Bemerkenswerte an „Habibi“ ist, wie Thompson in seiner mit menschlichem Elend und Grausamkeiten nicht geizenden, mitreißenden Geschichte ebenfalls in faszinierender Weise grafisch und inhaltlich die Gemeinsamkeiten von Islam und Christentum herausgearbeitet hat.

Eine imposante Fleißarbeit, womit auch die lange Entstehungszeit dieses wirklich fantastischen Comics gut nachvollziehbar ist.