Foto

GRUNTRUCK

Push

Eine Reise in die Ox-Frühzeit, Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger. An neue Musik zu kommen war damals, vor dem Internet-Zeitalter, auch für Fanziner eine schwierige Sache. Man ließ sich überraschen, was in der Post auftauchte, und oft genug kamen da wahre Schätze an, SKIN YARD etwa. Das dritte Album der Band aus Seattle kam 1990 über Cruz Records, einen Ableger von SST, und „Fist Sized Chunks“ ballerte unglaublich zu einer Zeit, als uns dämmerte, dass da aus Seattle was Großes auf uns zukommt. Ein Jahr später folgte die EP „1000 Smiling Knuckles“, an der Gitarre bei allem ein gewisser Jack Endino. Ein Name, der einem damals verstärkt auffiel und der den Grunge-Sound prägte wie kein anderer. 1992 waren SKIN YARD tot, aber es gab GRUNTRUCK, bei denen Ben McMillan (voc) und Norman Scott (dr) auftauchten, ehemals SKIN YARD. Und Tommy Niemeyer (gt) von THE ACCÜSED sowie Tim Paul (bs) von FINAL WARNING. Anfangs waren GRUNTRUCK noch ein paralleles Nebenprojekt zu SKIN YARD, 1990 kam das Debütalbum „Inside Yours“ auf eMpTy Records, und dann kam Grunge mit voller Wucht, wurden GRUNTRUCK als gefeierte lokale Band unter anderem von ALICE IN CHAINS protegiert, bekamen einen Deal mit Roadrunner Records angeboten, veröffentlichten da das mit ihrem Kumpel Endino aufgenommene zweite Album „Push“. Das wurde dann auch in Europa promotet, doch so herausragend das Album klanglich wie in Sachen Songwriting und durch McMillans markanten Gesang auch ist, der große Durchbruch gelang trotz Grunge-Hype nicht. In der Folge zerstritt sich die Band mit dem Label, und als sie drei Jahren später endlich aus dem Vertrag raus waren, war Grunge längst vorbei – und die Band dann bald auch. Ende der Neunziger fand man im Original-Line-up wieder zusammen, nahm mit Endino ein drittes Album auf, das aber nie veröffentlicht wurde – bis 2017. Da lebte Sänger Ben schon lange nicht mehr, 2008 hatte ihn seine Diabetes das Leben gekostet. Cherry Red hat nun „Push“ neu aufgelegt, ergänzt um drei Bonustracks und mit einem dicken Booklet mit vielen Fotos sowie einer ausgezeichneten Band-Bio von Dave Everley, der dafür mit den verbliebenen Bandmitgliedern sowie Endino sprach. Der warme, groovende, packende Sound, ergänzt um McMillans beschwörenden Gesang packt mich heute noch so wie damals, und in Zeiten, da viel von Neo-Grunge die Rede ist und viele (junge) Bands sich an einem Revival versuchen, sollte bitte diese Band als Blaupause dienen. Das hier war mein Grunge, nicht der (bald) Mainstream-Rock von SOUNDGARDEN und ALICE IN CHAINS.