GREEN ON RED ist eine Band, die bei mir nach wie vor einen besonderen Status besitzt. Sie wurde 1979 in Tucson, AZ von Dan Stuart, Chris Cacavas und Jack Waterson aus der Taufe gehoben, um dann 1982 für Steve Wynns Label Down There in L.A.
die erste EP aufzunehmen. Gefolgt wurde die 1983 von ihrer wundervollen Platte "Gravity Talks", womit GREEN ON RED neben RAIN PARADE und DREAM SYNDICATE zu den wichtigsten Vertretern des so genannten Paisley Undergrounds wurden, dem Genre der Bands, die sich nach Punk komischerweise eher folkigen und psychedelischen Klängen aus den 60ern zuwandten.
Bei GREEN ON RED wurde daraus vor allem eine Mischung aus Country und Blues, die Sänger Dan Stuart und der 1985 dazugestoßene Gitarrist Chuck Prophet bis 1992 produzierten, danach zog sich Stuart komplett aus dem Musikgeschäft zurück.
Insofern ist es eine wirkliche Überraschung, dass sich Dan Stuart, Chuck Prophet, Chris Cacavas und Jack Waterson im letzten Jahr tatsächlich mal wieder zusammen auf eine Bühne stellten, um 16 ihrer großartigen Songs zu spielen, direkt zu Beginn "Death and angels" von der ersten EP.
Allerdings steht hier eine allzu hohe Erwartungshaltung, vor allem wenn man die Band mal live gesehen hatte oder andere Live-Aufnahmen von ihnen kennt, dem wirklichen Genuss dieser Platte zuerst etwas im Wege, denn die Jungs können doch nicht ganz verbergen, dass bei ihnen die eine oder andere rostige Schraube noch nicht gelockert wurde.
Das zeigt sich vor allem beim etwas behäbigen Tempo und dem unhomogenen Zusammenspiel, besonders Stuart merkt man seine langjährige Bühnenabstinenz deutlich an, aber auch Cacavas dudelt manchmal etwas orientierungslos im Hintergrund rum.
Gerade schnelle Stücke wie "Gravity talks" oder auch das mächtige "Cheap wine" - in einer grandiosen Version auf dem RAIN PARADE Live-Album "Beyond The Sunset" enthalten - bekommt man hier in eher schwachen Versionen zu hören, das klingt dann doch eher nach der Bluesband des örtlichen Altersheims.
Dass man die Platte letztendlich aber besser findet, als sie wahrscheinlich ist, liegt einfach an der zeitlosen Qualität der großartigen GREEN ON RED-Songs - es fällt wirklich schwer, bei "Time ain't nothing" nicht irgendwann den Refrain mitzugrölen - und der deutlich spürbaren, ansteckenden Spielfreude der Herren, die sich gegen Ende auch immer mehr steigert.
Letztendlich überwiegt die Freude über diese doch irgendwie gelungene Reunion, zumal es auf der beiliegenden DVD das identische Konzert auch noch mal in Bild und Ton gibt. Und vielleicht folgt dem Ganzen ja auch noch mal eine richtige neue Platte, wünschenswert wäre es.
(08/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #67 August/September 2006 und Thomas Kerpen