GOTT BEWAHRE

John Niven

John Niven ist ein gottloser Engländer, ein rücksichtsloser Rüpel mit einem Hang zu unflätiger Sprache. Und er mag die USA nicht, ihre Scheinheiligkeit, die Grobheit, die Heuchelei, einerseits gegen Abtreibung zu sein und andererseits Menschen zum Tode zu verurteilen und hinzurichten.

Und so ist „Gott bewahre“ zu einer Abrechnung geworden, wie zuvor schon „Kill Your Friends“, wo sein früheres Betätigungsfeld, die Musikindustrie ihr Fett weg bekam. Das Titelbild verrät, um wen es hier geht: um einen Kerl, der an Kurt Cobain erinnert, wie sein Vater kifft, als gebe es kein morgen, und der auf den Namen Jesus „JC“ Christus hört.

Der ist erfolgloser Musiker, mag alle großen Indie-Rock-Bands der Achtziger und Neunziger (Niven liebt das Namedropping), landet letzten Endes bei einer an „American Idol“ erinnernden „Talent“-Show und absolviert den Weg dorthin mit einer Horde abgefuckter, nun, „Jünger“ in einem alten Bus – eine Reise, die an die von Ken Kesey und seinen „Merry Pranksters“ erinnert.

Sowieso ist Niven ein großer Popkulturreferenzfährtenleger, seine detailgenaue Abrechnung mit dem DSDS-Irrsinn knüpft an „Kill Your Friends“ an und scheint ihm ein ebenso großes Anliegen gewesen zu sein wie die Beschreibung der Wutausbrüche von „Gott“ angesichts dessen, was diese Irren namens Christen mit seiner Kreation anstellen.

Dass es letzten Endes mit Gottes Sohn und seiner Mission auf Erden kein gutes Ende nehmen kann, ist angesichts der realen Vorlage klar (das Vorgehen des FBI gegen die Davidianer-Sekte in Waco, Texas 1993).

Niven schreibt wie gewohnt sehr vergnüglich und mitreißend, und auch wenn ich letztlich nicht sagen kann, ob mir das Buch nicht in manchen Aspekten zu „christlich“ ausgefallen ist, ist es doch beste Pop-Literatur.