Die italienische TV-Serie „Gomorrha“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des neapolitanischen Autors Roberto Saviano aus dem Jahr 2006, der seit dessen Veröffentlichung unter Polizeischutz leben muss.
Das Buch ist eine Mischung aus Fiktion und Reportage über die wirtschaftskriminellen Clans der Camorra in der Region Neapel. Saviano erzählt und beschreibt um die Camorra-Familie Savastano herum die soziale Realität in einer vernachlässigten Region einerseits und die Parallel- und Schattenwirtschaft der Mafia andererseits – 2008 wurde das Buch verfilmt, 2014 lief die italienische TV-Serie an.
Bereits die je zwölf Folgen der ersten und zweiten Staffel – die jetzt auch noch mal zusammen als Boxset neu aufgelegt wurden – waren das exakte Gegenstück zur zwar brutalen, aber in ihrer Inszeniertheit doch rundum familienunterhaltenstauglichen Welt der Charaktere von „Die Sopranos“.
Auch die ebenfalls wieder zwölf Folgen der dritten Staffel machen es bisweilen schwer, sich das Treiben der Akteure weiter anzuschauen: So vollkommen amoralisch, egoistisch und gnadenlos agieren sie, dass man das kaum erträgt.
Niemandem ist hier irgendwas heilig, weder Familie noch Freundschaft. Wer im Weg steht, egal ob Jugendfreund oder Angehöriger wird beseitigt – Machterhalt ist das Einzige, was zählt. Mafiaromantik? Gaunerehre? Nur etwas für naive Trottel.
Staffel 3 konzentriert sich weiterhin auf den „Nachwuchspaten“ Gennaro „Genny“ Savastano (Salvatore Esposito), der darum bemüht ist, seinen Status unter konkurrierenden Clans zu behaupten und mit stoischem Blick die absurdesten Grausamkeiten verübt und erträgt.
Alles Fiktion, alles Übertreibung, alles verzerrt? Man ahnt dunkel, dass organisiertes Verbrechen weltweit in der Realität noch weitaus schlimmer ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Joachim Hiller