GO OST!

Alexander Pehlemann

Beinahe zwangsläufig erfuhr der in den Siebziger Jahren durch den Eisernen Vorhang sickernde Punk auf der Ostseite ganz eigene Ausprägungen. Was in New York, London und Düsseldorf modischer Trend und musikalisches Aufbegehren war, war in Budapest, Leningrad und Leipzig ein tatsächlich dissidenter Akt.

Um Repressionen von staatlicher Seite zu trotzen, bedurfte es Überzeugung, Mut und Ideenreichtum. Als Resultate von Wechselwirkungen entwickelten sich in der Enge vielfach begrenzter Systeme bunte, facettenreiche Szenen.

Auch wenn das musikalisch oft nur mehr oder weniger wilde Rockmusik war, so zeichnet die hier Attitüde eine direkte Ahnenlinie zu Punk. In „Spannung. Leistung. Widerstand.“ hat Alexander Pehlemann bereits die Umtriebe und Wirrungen des „Magnetbanduntergrunds“ der DDR beleuchtet.

Mit seinem neuen Buch „Go Ost!“ erzählt er nun von den punkinspirierten Underground-Szenen im gesamten Ostblock und was schließlich in den postsozialistischen Staaten aus ihnen geworden ist.

Er berichtet von eigenwilligen Gegenströmungen, kreativen Existenzbeweisen, intuitiver Ablehnung von Bestehendem, anarchistischen Idealen, Hoffnung auf einen besseren Sozialismus, Sehnsucht nach dem Westen und regressiven Tendenzen.

Kaum neutral und voller Enthusiasmus werden persönliche Berichte mit historischen Eckdaten verwebt und um kompetente Gastbeiträge ergänzt. Der Text hat dabei stets die Musik im Fokus, wird aber durch Exkurse in angrenzende und überlappende Szenen wie Film und bildende Kunst sinnvoll vertieft.

Die beiliegende, in Koproduktion mit Eastblok Music entstandene CD liefert den passenden Soundtrack zum Buch.