GLENN MERCER

Wheels In Motion CD

27 Jahre nach der Veröffentlichung des ersten legendären FEELIES-Albums "Crazy Rhythms" hat deren Frontmann seine erste Solo-Platte aufgenommen, und weder Mercer noch die FEELIES hatte man noch so richtig auf dem Schirm.

Aber die Veröffentlichungspolitik der FEELIES war eh schon immer komisch gewesen, lagen doch bereits sechs Jahre zwischen dem Debüt und dem von Peter Buck produzierten Nachfolger "The Good Earth".

Der große kommerzielle Erfolg hatte sich bei den FEELIES nie so richtig einstellen wollen, sie blieben irgendwie die nerdigen. sperrigen kleinen Brüder von R.E.M., waren aber durchaus immer präsent, in Bands wie YUNG WU oder WAKE OOLOO, Mercer und Bill Million schrieben die Musik für Susan Seidelmans Film "Smithereens" und 1986 hatten die FEELIES sogar einen Auftritt bei der Klassentreffen-Szene in Jonathan Demmes großartigem Film "Something Wild" (auf Deutsch hieß er "Gefährliche Freundin").

Und auch "Wheels In Motion" ist so eine Art Klassentreffen geworden, denn mit Stan Demeski, Dave Weckerman, Anton Fier, Vinny DeNunzio und Brenda Sauter konnte Mercer fast sämtliche ehemaligen FEELIES-Mitglieder reaktivieren.

Im ersten Moment wirkt "Wheels In Motion" allerdings etwas unspektakulär, fast enttäuschend, was sich bereits beim zweiten Hören schlagartig ändert, wo sich die alte FEELIES-Magie wieder einstellt, dominiert durch die monotonen, folkigen Gitarrenriffs, den stoischen, treibenden Schlagzeugrhythmus und Mercers schüchtern-schrägen Gesang.

Die FEELIES waren zwar nie die weltbesten Songschreiber, aber ihnen gelang durch ihren minimalistischen, leisen Rocksound und ihre subtile Melodiösität eine hypnotische, poetische Gesamtatmosphäre, die Mercer gekonnt ins neue Jahrtausend hinübergerettet hat, ohne dass sich "Wheels In Motion" wie ein Aufguss von "Crazy Rhythms", "The Good Earth" oder den beiden anderen FEELIES-Platten danach anhören würde.

Und wenn er sagt, "Wheels In Motion" sei "a very personal and intimate reflection on where I am, where I've been and where I'm going", dann glaubt man ihm das gerne, denn die elf Songs der Platte scheinen bei jedem Hören immer weiter zu wachsen und an emotionaler Intensität zu gewinnen.

Eine wunderschöne Platte, und spätestens jetzt wird es endlich mal Zeit, die großartigen FEELIES wieder zu entdecken. (9)