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GESPRENGTE KETTEN

Es mag aus heutiger Sicht seltsam erscheinen, dass knapp 20 Jahre nach dem Ende der Zweiten Weltkriegs Kriegsfilme, die heutzutage meist mit dem Zusatz „Anti“ versehen werden, als eskapistisches Unterhaltungskino mit hohem Spaßfaktor fungierten. Zumal der mit 165 Minuten recht epische, in Süddeutschland entstandene „Gesprengte Ketten“ von John Sturges, der drei Jahre zuvor den großartigen Western „Die glorreichen Sieben“ drehte, auf wahren Begebenheiten beruht, die Paul Brickhills Buch „The Great Escape“ beschreibt. Und zwar die Ausbruchsversuche alliierter Kriegsgefangener kurz vor Ende des Krieges im Jahr 1944 aus dem besonders ausbruchssicheren deutschen Kriegsgefangenenlager Stalag Luft III. Auch wenn Sturges nicht weiter auf die Kriegsereignisse eingeht und in „Gesprengte Ketten“, der der Formel typischer Gefängnisfilme folgt, reichlich „Comic relief“-Szenen einbaut, spart er die bittere Realität der Geschichte nicht aus, denn nur 76 (von 250) Männern gelang die Flucht aus dem Kriegsgefangenenlager, 50 davon wurden von den Nazis exekutiert. Die Menge großartiger Darsteller übersteigt bei weitem die von „Die glorreichen Sieben“, darunter Steve McQueen, James Garner, Charles Bronson, James Coburn oder Donald Pleasence. Inzwischen ist „Gesprengte Ketten“ fester Bestandteil der Popkultur, wurde zuletzt von Tarantino in „Once Upon a Time in Hollywood“ zitiert, der in einer Szene Steve McQueen durch Leonardo DiCaprio digital ersetzte. Und der Aardman Animations-Film „Chicken Run“ von 2000 war quasi ein auf einer Hühnerfarm spielendes Knetfiguren-Remake, um nur zwei Beispiele zu nennen. Aktuell wurde der Film basierend auf einem neuen Master in exzellenter Qualität als 4K Ultra HD-Disc und normaler Blu-ray im Mediabook neu aufgelegt, versehen mit Booklet und dem von älteren Editionen bereits bekannten Bonusmaterial.