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FUNERAL PARADE OF ROSES

Das erste Mal muss ich von Toshio Matsumotos Film „Funeral Parade Of Roses“ Ende der 90er durch Thomas Weissners Standardwerk „Japanese Cinema: Essential Handbook“ gehört haben. Weissner war auch Herausgeber des Magazins „Asian Cult Cinema“ und Betreiber des US-Mailorders Video Search Of Miami, deren qualitativ oft unterirdischen VHS-Bootleg-Kopien die einzige Quelle für untertitelte Fassungen japanischer Filme waren.

Dennoch hat es bis 2019 gedauert, bis ich Matsumotos provokantes Erstlingswerk endlich mal zu Gesicht bekam, das jetzt von Rapid Eye Movies in guter Qualität auf DVD veröffentlicht wurde.

Allerdings wurde das 4:3-Format des Films nicht richtig für 16:9-Fernseher kodiert, da muss man manuell nachhelfen. Schade ist auch, dass die deutsche Synchronisation fehlt, denn Matsumotos Film lief 1970 unter dem Titel „Pfahl in meinem Fleisch“ hierzulande im Kino.

Weissner pries „Funeral Parade Of Roses“ damals als berüchtigtsten und revolutionärsten Kultfilm Japans an, und da ist sicher was dran. Während Rosa von Praunheim 1971 mit seinem Dokumentarfilm „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ auf inzwischen naiv wirkende Art um Toleranz für Homosexualität warb, drehte Matsumoto den wahren „Schwulen-Schocker“.

Dabei handelt es sich um eine Uminterpretation der Ödipus-Sage, in der zwei Transvestiten um die Gunst eines Nachtclubbesitzers und Dealers buhlen. Man fühlt sich dabei ein wenig an Roman Polanskis „Ekel“ erinnert, wobei Matsumoto (der 2017 verstarb) die nicht linear erzählte Handlung seines experimentellen Kitsch-Horror-Dramas mit surrealen Verfremdungseffekten und dokumentarischen Interviews mit Transvestiten ständig aufbricht, was ihn zu einem der bemerkenswertesten Vertreter der damaligen „Japanese New Wave“ macht.