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FRISS ODER STIRB

In seinem umfangreichen Italowestern-Standardwerk „Für ein paar Leichen mehr“ räumt Ulrich P. Bruckner Duccio Tessaris herrlich groteskem „Friss oder stirb“ größeren Raum ein, und das zu Recht. Denn Tessaris Film stellte damals in der Welle von durch Nihilismus und Grausamkeiten geprägten europäischen Western mit seiner komödiantischen Ausrichtung ein echtes Novum dar. Zwar war das Gespann Bud Spencer und Terence Hill, das dann mit ihren Prügelorgien Kultstatus erlangte, bereits zuvor in den Western „Gott vergibt... Django nie!“, „Vier für ein Ave Maria“ und „Hügel der blutigen Stiefel“ aufgetreten, die aber noch überwiegend ernster Natur waren. Tessari hatte ebenfalls zuvor 1965 mit „Ringo kommt zurück“ und „ Eine Pistole für Ringo“ zwei von Fans sehr geschätzte humorfreie Italowestern-Western-Beiträge abgeliefert, beide mit dem auf Italowestern spezialisierten Giuliano Gemma in der Hauptrolle. Auch in „Friss oder stirb“ übernahm Gemma die Hauptrolle und spielt einen von zwei ungleichen Brüdern, die sechs Monate friedlich miteinander auskommen müssen, um an die Erbschaft ihres Onkels zu kommen, was sie zuerst mittellos und dann zu erfolglosen Banditen macht, die auch eine Bankierstochter entführen (die bezaubernde Sydne Rome). Der ernste Titel des Films ist natürlich etwas irreführend, der im Original „Vivi o, preferibilmente, morti“ heißt, also grob übersetzt „Lebendig oder lieber tot“, denn es handelt sich hier um eine ziemlich überdrehte Western-Parodie, die Ideen für gleich mehrere Filme enthält. Bei Explosive Media erschien „Friss oder stirb“ jetzt das erste Mal in exzellenter Qualität und komplett ungeschnitten. Zudem kann man auch auf die gemäßigtere und untertitelte englische und italienische Tonspur umschalten, denn Rainer Brandts nervige Blödel-Synchro ist nur schwer zu ertragen.