Foto

FREAKS - MISSGESTALTETE

Tod Brownings „Freaks“ ist einer der seltsamsten Filme, der jemals von einem großen Hollywood Studio (Metro-Goldwyn-Mayer) produziert wurde und löste einen Skandal aus, durch den die bisherige erfolgreiche Karriere des Regisseurs, dessen überwiegendes Schaffen in der Stummfilmzeit entstand, gehörig ausgebremst, wenn nicht sogar nachhaltig beschädigt wurde. Nach Testvorführungen vor reichlich schockiertem Publikum wurde der ursprünglich 90 Minuten lange Film um etwa ein Drittel gekürzt und verschwand nach seiner Veröffentlichung zum Teil für Jahrzehnte in den Archiven, bevor er wiederentdeckt wurde. Eine vollständig synchronisierte Fassung wurde in Deutschland erst auf RTL Plus im Rahmen von „Hilde’s wilde Horrorshow“ gezeigt. Diese Version war schon mal als Bonus auf einer DVD von „Freaks“ enthalten, dafür fehlte die spannende Doku „Freaks - Missgestaltete - The Sideshow Cinema“ der vorherigen Warner-Veröffentlichung. Auf der qualitativ identischen Pidax-Neuauflage befindet sich jetzt das Bonusmaterial beider DVDs, zu dem auch noch der Trailer und ein aufklärender Prolog gehören. Browning, der 1931 mit „Dracula“ einen der Klassiker der Universal-Monsterfilme drehte, hatte hier aber keinen typischen Horrorfilm im Sinn, denn dieser zu Beginn etwas seifenoperige Blick hinter die Kulissen einer Abnormitätenschau thematisiert vor allem menschliche Niedertracht, Eifersucht und Gier und endet auf ziemlich makabere Weise. Bereits in Brownings Stummfilm „The Unknown“ von 1927 ging es um einen Zirkuskünstler mit amputierten Armen, aber „Freaks“ ist ein regelrechtes Fest der Andersartigkeit und wandelt auf dem schmalen Grat zwischen menschlicher Anteilnahme und Voyeurismus. Denn die im Mittelpunkt stehenden „Freaks“ waren echte fehlgebildete und behinderte Menschen, die tatsächlich auf Jahrmärkten arbeiteten.