Tim Burton wurde schon früh die Ehre zuteil, an Zeichentrickfilmen der Disney Studios mitzuarbeiten. In deren Auftrag drehte er auch 1982 seinen ersten sechsminütigen Animationsfilm „Vincent“, in dem es um die makaberen Tagträume eines Jungen geht, der gerne wie der grandiose Horror-Mime Vincent Price wäre.
Ein Film, der deutlich das Interesse Burtons an den Klassikern des Horror-Kinos zeigte und dadurch seinen besonderen Reiz erhielt, dass die Stimme des Off-Sprechers von Vincent Price stammte.
Ebenfalls für Disney drehte er dann zwei Jahre später den 30-minütigen Schwarzweiß-Kurzfilm „Frankenweenie“, in dem ein kleiner Junge in klassischer Frankenstein-Manier seinen von einem Auto überfahrenen Hund wieder zum Leben erweckt.
Eine unübersehbare Hommage an James Whales „Frankenstein“, bis hin zum Ende, in dem das Monster in einer Mühle vom wütenden Mob verbrannt wird. Ein Jahr zuvor schrieb Stephen King seinen Roman „Friedhof der Kuscheltiere“, was hier ebenfalls seine Spuren hinterlassen hat.
Disney feuerte Burton daraufhin, weil ihnen „Frankenweenie“ zu wenig familienfreundlich war. Dabei war „Frankenweenie“ eigentlich weniger makaber als „Vincent“. Insofern steckt eine gewisse Ironie darin, dass Burton knapp 30 Jahre später für Disney ein abendfüllendes Animations-Remake seines Kurzfilms drehte, inklusive 3D-Schnickschnack.
Die Transformation in einen Langfilm ist aber durchaus gelungen, zumal Burton die Möglichkeiten heutiger Animationskunst geschickt nutzt, um die damaligen technischen Beschränkungen zu überwinden und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.
Ein sympathisch schräges und bizarres, wenn auch harmloses Horror-Märchen. Neben der besseren Qualität lohnt sich auch deswegen der Griff zur Blu-ray, weil hier die alte Version von „Frankenweenie“ enthalten ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #109 August/September 2013 und Thomas Kerpen